• unser Garten

    Erde unter den Nägeln

    Ich habe einen Frühlingskater. Der Temperatursprung von 25 Grad von letztem zu diesem Wochenende macht mich fürchterlich unkonzentriert. Die Buchstaben verwandeln sich vor meinen Augen in Samentüten und Beet-Pläne.Die Kinder aßen gestern in T-Shirt und Sonnenbrille im Garten ein Eis, obwohl die Schneeanzüge noch nicht mal getrocknet sind.Vorher hatten wir eine kleine Fahrradtour durch die Feldmark unternommen, waren aber angesichts der Heerscharen von Sonntagsausflüglern zurück in unseren Garten geflüchtet.Die Kinder starteten eine epische Wasserpistolenschlacht und verfolgten sich fröhlich kreischend durch die letzten Schneewehen. Sie platzten vor Frühlingsgefühlen in lauter kleine Atome, die sich in irrer Geschwindigkeit und Lautstärke über den Garten verteilten. Ein verwirrter Zitronenfalter flatterte ihnen aus dem Weg.…

  • Kinder

    Überall Banditen!

    Die Siebenjährige muss sich vor Wegelagerern in Acht nehmen. Ständig lauert ihr jemand aus der Familie auf und nimmt sie mit: „Was ist 7×8?“ oder „Was ist 35:5?“ unter Beschuss. Ich als ihre Interimslehrerin habe den Banditen zwar schon mehrfach gedroht, dass sie die Stadt verlassen müssten, wenn sie noch einmal mit einer Zahlensalve hinter einer Tür lauern. Friedolin und meine Mutter sind aber unbelehrbar. Dieses Dauerfeuer hilft nun wirklich nicht, die Matheblockade der Siebenjährigen zu lösen. Zum Glück ist das Kind kreativ und hat auf die Homeschooling Agenda kurzerhand das Fach: „Angewandter Stoizismus“ gesetzt.Als meine Mutter ihr im Kaninchenstall auflauert und fragt: „Wenn jedes Kaninchen zwei Möhren bekommt, wie…

  • Winter

    Fastenzeit

    „Also, worauf wollen wir in den nächsten sieben Wochen verzichten?“, frage ich beim Mittagessen. Ich hatte den Kindern die Sache mit Jesus und der Wüste erklärt. Und dass es in der Fastenzeit nicht nur darum ginge, zu verzichten, was wir ja seit Monaten zur Genüge tun, sondern auch, falschen Versuchungen zu widerstehen, sich von alten Gewohnheiten zu befreien und Raum für neue Ideen zu schaffen.„Ich verzichte sieben Wochen…“, setzt Friedolin großspurig an, „…auf Schnee.“„Witzig“, sage ich.„Papa könnte sieben Wochen auf Fernsehen verzichten“, schlägt die Siebenjährige vor. Womit sie absolut Recht hat. Seit Corona verbringt Friedolin seinen Feierabend zu 90 % auf Netflix.„Abgemacht“, sage ich. „Sieben Wochen ohne Netflix.“„Wir haben gerade…

  • unser Dorf

    Er fiel im frühen Morgenrot

    Zwischen Gelächter und Tränen liegt ein schmaler Grat. Dabei hatte der Tag so gut angefangen.Die Kinder waren vorfreudig durch die verschneite Feldmark zum See gelaufen. Wir zogen die Packschlitten mit den Schlittschuhen, Decken, Tee und Butterbroten hinter uns her und freuten uns über die Wintersonne und die klare Luft. Ein Pferdeschlitten überholte uns, das Pony stieß kräftige Dampfwolken aus seinen Nüstern und der Fünfjährige sagte: „Jetzt atmen wir das Pony ein.“ Die Kinder malten sich aus, wie sie heute noch schneller über das Eis sausen würden.Dann hörten wir die Kettensägen.Und das Krachen fallender Bäume.Und als wir in den Weg zu unserem Pacht-Grundstück einbogen, sahen wir den Berg aus Stämmen und…

  • Winter

    Kufen und Eis

    Sie gleitet durch den feinen Schnee. Die Kufen ihrer Schlittschuhe kratzen über das darunter verborgene Eis. Alles funkelt und glitzert und strahlt: die Sonne, der Schnee, das Eis, ihre Augen. Sie breitet die Arme aus und beschreibt einen weiten Bogen über den See, gleitet im Slalom unter den tief hängenden Zweigen der Trauerweide hindurch und kommt mit einer Drehung zum Stehen: „Ich hätte nie gedacht, dass Schlittschuhlaufen so viel Spaß macht!“, ruft die Siebenjährige und reckt glücklich ihre Arme in den Himmel. Unsere Kinder sind noch nie Schlittschuh gelaufen. Die vergangenen Winter waren zu warm und ich wollte sie als stolpernde Anfänger nicht in das Getümmel der Eissporthallen schicken. Was,…

  • Corona-Chronik,  Winter

    Fast-Nacht

    Wir lassen uns den Spaß nicht verderben. So weit kommt es noch. Feiern wir halt allein zu Hause. Der Winter will ja auch während Corona vertrieben werden. Und zwar mit einem Löwen, einer Prinzessin und einem Popcorn-Dino. Unser Kontaktbeschränkung konformes Gastkind kam als Gentleman, was die Prinzessin haltlos kichern ließ und den Löwen mit seiner gentilen Art zum Glück besänftigte. Der hatte vorher nämlich so viel gefaucht und die Krallen gezeigt, dass wir kurz davor waren, ihn an einen Zoo zu verkaufen. Ich war natürlich mal wieder so damit beschäftigt gewesen, den Löwen zu schminken und der Prinzessin als Zofe zu dienen, dass ich ganz vergessen hatte, mir selbst ein…

  • Winter

    Heute werden wir Schlittenfahren. Oder Schlittschuhlaufen. Oder Schneehöhlen bauen. Für Schneemenschen und Schneeballschlachten ist der Schnee immer noch zu pudrig. Auf jeden Fall machen wir irgend etwas mit Schnee. Und nichts mit Computern. Daher wünsche ich Euch allen schon jetzt ein schönes Wochendende.

  • Corona-Chronik,  unser Garten

    Den Sommer bewahren

    Meine Vorräte neigen sich dem Ende entgegen. Die Kinder haben ihre Vorliebe für Tee entdeckt, seitdem leeren sich meine Schraubgläser rapide. Ihre Lieblingsmischung haben sie selbst zusammengestellt: Pfefferminze, Erdbeerblätter, Rosmarin, Ringelblumenblüten und getrocknete Walderdbeeren. Sie hatten sich durch meinen Trockenschrank geschnuppert, raschelnde Blätter befühlt und natürlich auch nach Schönheit der Blüten entschieden. Der Tee wärmt nicht nur, er fördert auch die Konzentration und zaubert den Sommer auf den Küchentisch. Wir haben eine Teekanne aus Glas, darin sehen die schwimmenden Blüten besonders schön aus. Bisher hatten die Kinder sich allem verweigert, was wärmer als Leitungswasser war. Sie sind Warmblüter, wenn andere Kinder Wolle tragen, hüpfen sie noch im T-Shirt durch die…

  • Mamaaa!!!

    Von Träumen und Namen

    Heute Nacht hatten wir denselben Traum. Als die Siebenjährige im Morgengrauen in mein Bett geklettert kam und mir atemlos von ihrem Traum erzählte, der auch der meine gewesen war, glaubte ich, immer noch zu träumen. In unserem Traum war unser altes Kaninchen verschwunden. Wobei das die FSK-0-Version der Siebenjährigen war. In meinem Traum lag es geköpft im Garten. Ich lief unbeirrt weiter durch die Sträucher, weil ich wusste, dass sein Tod nur symbolisch war. Und dann blitzte etwas Weißes im Sonnenlicht auf. Unsere junge Häsin hatte Nachwuchs bekommen und die weiß gefleckten Häschen purzelten neben der Siebenjährigen durch das Gras. Was hoffentlich ebenso symbolisch gemeint war, sonst hätte wir uns…

  • Winter

    Eingeschneit!

    Winter ist ein Vollzeitjob. Das verdränge ich irgendwie immer. Vor allem mit kleineren Kindern. Ständig bin ich dabei, irgendjemandes Handschuhe oder Mütze zu suchen, oder irgendjemandes Wechsel-Handschuhe oder Wechsel-Mütze, weil die eigentlichen Handschuhe und Mützen seit dem letzten Freigang noch nicht wieder getrocknet sind, Wangen mit Bienenwachssalbe einzucremen, quengelnde Kinder in drei Lagen Kleidung zu zwingen („Den Pullover nicht, der kratzt!“, „Bei der Strumpfhose jucken die Nähte immer so!“), bis einem Kind einfällt, dass es doch nochmal aufs Klo muss (Schneeanzüge mit eingebautem Urinal, das wäre mal was), um dann gefühlte fünf Minuten später alles wieder rückgängig zu machen: Steif gefrorene Kinder aus nassen Sachen schälen („Ich kkkkkrrrrrieg dddden Reisvvvvverschlusssss…