• Kinder

    Wackelzahnpubertät

    Der Fünfjährige mag keine Veränderungen. Er ignoriert so gut es geht, dass er im Sommer in die Schule kommt. Klar, möchte er gern Lesen, Schreiben und Rechnen lernen, aber halt lieber weiterhin im Kindergarten. Dabei ist er selbst gerade derjenige, der sich im Zeitraffer verändert. Er schießt in die Höhe, die stampfigen Kinderbeine strecken sich, sein Gesicht wird schmaler und seine Persönlichkeit macht jeden Tag eine neue Facette durch. Außerdem möchte er von nun an bitte sehr alles selbst entscheiden, denn er ist ja jetzt groß, und überhaupt überlegt er, in die Bushaltestelle zu ziehen.„Da ist wenigstens was los und ich muss nicht ständig tun, was andere mir sagen.“„Zieh doch…

  • Kinder

    Die Taschen voller Sand

    Dinge, die ich als Mutter erst lernen musste, Teil 1: Beim Ausschütteln der Jungs-Hosen vor oder nach dem Waschen stets Schutzbrille tragen! Denn es ist immer Sand in den Taschen. Immer. Und in den Schuhen. Die natürlich nie draußen ausgezogen werden. Auch wenn wir noch nicht einmal in die Nähe eines Sandkastens gekommen sind. Ich weiß gar nicht, warum wir im Garten einen Sandkasten gebaut haben. Der im Haus hätte es doch auch getan. Einen Tag nicht staubsaugen, zack, schon haben wir eine Düne in der Wäschekammer. Selbst wenn ich die Hosentaschen vor dem Waschen penibel durchsuche und draußen ausleere, versteckt sich der Sand halt in den Beinumschlägen. Und weil…

  • Sommer

    Eis!

    Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer, die Klingel des Eiswagens am See aber schon. Ganz gleich, wie kalt das Wasser nach dem frostigen Frühling noch sein mag, als gestern der Eismann läutete, begann ganz offiziell unser Sommer. Die Kinder rannten im mehr oder weniger bekleideten Zustand vor Freude schreiend zum Sandweg zwischen den Kiesteichen und hüpften und winkten, bis der Eismann vor dem Tor unserer Parzelle hielt. Sie hatten natürlich nicht vorher gefragt, ob wir überhaupt Geld dabei haben. Denn wie unser Eismann so schön sagt: „Eis ist wichtiger, als Geld!“ Wenn wir kein Geld dabei haben oder den Eiswagen in letzter Sekunde tropfnass im Badeanzug abfangen, weil wir gerade…

  • unser Garten

    Freigang in Nachbars Garten

    Jetzt habe ich auch mal die Gärten der Nachbarn kennen gelernt. Also derjenigen Nachbarn, mit denen wir bisher keinen Kontakt hatten. Die dazu passenden Nachbarn habe ich allerdings nicht gesprochen, weil ich damit beschäftigt war, auf allen Vieren durch ihre Büsche zu kriechen. Der Fünfjährige hat die Konversation übernommen und erklärt, dass wir keine Einbrecher sind, sondern unsere ausgebüxten Kaninchen wieder einfangen müssen. Was gar nicht so einfach war, weil die Kaninchen in der fremden Umgebung vergessen hatten, dass wir eigentlich Freunde und nicht Raubtiere sind. Nach einer Stunde Fangen spielen und Büsche von unten bewundern, hatten wir die Kaninchen endlich wieder durch zwei Gärten und ein Tor zurück in…

  • Nachhaltigkeit

    Die Sache mit der Fleischeslust

    Ich bin Vegetarierin und ich liebe Steaks. Frikadellen und Wienerschnitzel habe ich auch immer gern gegessen. Und Parmaschinken. Oder hauchdünne Mortadella bei Wanderungen in den Südtiroler Bergen. Nun esse ich das alles seit 12 Jahren nicht mehr aus Gründen, die ich hier vermutlich nicht näher erläutern muss (Tierwohl, Abholzung der Regenwälder, Klimaschutz, moralphilosophische Überlegungen). Aber es fehlt mir. Der Geschmack, die Abwechslung im Speiseplan und die oft schnellere Zubereitung im Vergleich zu vegetarischen Gerichten.Umso mehr freuen wir uns, dass es jetzt diese wirklich leckeren Fleischersatzprodukte gibt (mein Gott, schon von dem Wort könnte einem eigentlich der Appetit vergehen). Seltsamerweise müssen wir uns ständig Fleischessern gegenüber rechtfertigen, warum wir das denn…

  • Allgemein

    Endlich Acht!

    Die Siebenjährige möchte ab heute die Achtjährige genannt werden. Wenn ihr diesen Text früh morgens lest, esse ich vermutlich gerade Joghurt-Zitronen-Kuchen und schaue meinem wunderbaren Kind dabei zu, wie sie mit großen Augen ihre Geschenke auspackt. Dank meiner lieben Leserin Ana, die für mich in den Tiefen des Internets doch noch biologisch abbaubare Glitzertattoos gefunden hatte, bekommt die Sieben- äh, Achtjährige sogar, was sie sich gewünscht hat. Ihr größter Wunsch war aber wie immer eine Überraschung. Was gar nicht so leicht ist bei einem viel geliebten Kind, das eigentlich schon alles hat. Zum Glück stolperte ich dann auf unserem voll gestellten Dachboden über den alten Schminkkoffer, den Friedolin mal auf…

  • Kinder

    Selbstbewusst Popeln

    Die Siebenjährige muss ihr Freundebuch redigieren. Schließlich ist sie ab morgen Acht, da stimmen manche Antworten nicht mehr mit ihrer Persönlichkeitsentwicklung überein. Im Freundebuch Personality-Test gibt es investigative Multiple-Choice-Fragen mit der Überschrift „Schon mal…?„, die man mit Ja, Nein oder Geheim beantworten kann. Zum Beispiel: Schon mal… verliebt gewesen? …vom Fünfer gesprungen? … oder „Popel gegessen“ Bei letzterem hat sie „Geheim“ angekreuzt. Alle Kinder kreuzen bei der Popel-Frage „Geheim“ oder „Nein“ an, was natürlich gelogen ist. Als die Siebenjährige aber gelesen hat, dass ihre große Cousine als einzige selbstbewusst „Ja“ angekreuzt hat, kommt sie ins Grübeln.„Wie traut sie sich das?“„Ist ja die Wahrheit“, sage ich.„Aber das können doch alle lesen.…

  • unser Garten

    Küken vs. Katze

    Ich mache ab jetzt Küken-Yoga. Dafür dürfen die Küken mit ihrer Mutter in den umzäunten Gemüse-Garten auf Wurm-Jagd gehen, während ich mich neben ihnen verrenke. Wichtig ist nur, dass ich sie im Blick behalte, zur Not auch kopfüber, wenn ich mich gerade im Herbschauenden Hund befinde. Allein dürfen sie noch für Wochen nicht aus der sicheren Voliere. Ich mache mir weniger Sorgen um Krähen und Bussarde. Die Glucke ist wachsam und kampfbereit, beim kleinsten Laut aus der Luft warnt sie die Küken und die verstecken sich in der dichten Buchsbaum-Hecke oder unter riesigen Rhabarber-Blättern. Und Fuchs und Marder kommen erst in der Dämmerung, wenn die Hühner längst im sicheren Stall…

  • Corona-Chronik

    Es geht mir gut

    Mir fehlt nichts. Wirklich nicht. Ich hab zwar gestern beim Abgießen der Kartoffeln kurz die Nase in den aufsteigenden Dampf gehalten und mir vorgestellt, ich sei in der Sauna. Aber das war eine Ausnahme. Eventuell habe ich auch neulich in der Schlange im Supermarkt, als neben mir eine der Mitarbeiterin ein Regal mit Chlorreiniger auswischte, kurz die Augen geschlossen und mir vorgestellt, ich stehe im Freibad für Pommes an. Und als Friedolin mir einen Kaffee brachte, habe ich ihm heimlich Trinkgeld in die Hosentasche gesteckt. Aber eigentlich komme immer noch total gut klar mit den Beschränkungen. Nein, ehrlich. Wir haben das ja auch genossen. Dieses zurück gezogene Jahr, in dem…

  • Frühling

    Vatertag

    AM VATERTAG – AN HIMMELFAHRTIST VATER WER NEN PIMMEL HATEin echtes Kind ist kaum von Nötenum sich richtig zuzulötenWenn die Muttis mit den Blagensich im Lagerkoller plagenzieht Vatti mit dem Bollerwagendurch Feld und Wald und ParkanlagenZum Vatersein – da reicht normalnicht der Besitz von GenitalEs hängt auch nicht an dicken Eiernsich fürs Mannsein selbst zu feiernErinnert euch, warum wir Väter sind:Genau, der Grund – ist unser Kind! von Friedolin Müller