Corona-Chronik

Gerade fallen wir hier um wie die Kegel. Zuerst hatte Friedolin schlimm Corona. Also geimpft schlimm. Männerschnupfenschlimm.
„Mach dich ruhig lustig, der zweite Teststrich war ganz schön rot.“
Er rief nach mir, mit kläglicher Grabesstimme, aus den stickigen Tiefen seines Zimmers:
„Kannst du mir noch einen Tee mit Honig machen?“
Vier Tage bekam er Zimmerservice ans Bett, Tabletts voller Vitamine und Heißgetränke und Blumenvasen, ich fühlte mich wie ein in die Jahre gekommenes Serviermädchen mit FFP2-Maske und ausgeleierten Leggins. Dazwischen Homeschooling mit zwei hibbeligen Grundschulkindern, arbeiten, Hühner, Kaninchen, Meerschweinchen füttern, mit dem Hund Gassi gehen und bloß nicht in den Spiegel schauen.
Dann fiel die Achtjährige um.
„Mama, ich hab so schlimmen Husten, ich kann gar nicht schlafen.“
Nächtliche Hustenattacken der Kinder sind ja nie schön, aber mit Corona hat es direkt was von Hitchcock.
Dann fiel der Sechsjährige um.
„Mama, ich hab so Kopfweh.“
Also das ganze Progamm nochmal von vorn. Dazwischen mit den Hühnern Gassi gehen, die Kaninchen verfüttern und Homeschooling mit dem Hund. Jetzt habe ich auch Kopfweh und Halsschmerzen und Husten. Aber der Mann hat Zoom-Meetings und Abgabetermine und die Kinder wollen trotzdem nicht verhungern und im Homeschooling betreut werden, also hebe ich mir das mit dem Umfallen für später auf. Wenn die Kinder erwachsen sind. Und Friedolin auch.