• unser Garten

    Freigang in Nachbars Garten

    Jetzt habe ich auch mal die Gärten der Nachbarn kennen gelernt. Also derjenigen Nachbarn, mit denen wir bisher keinen Kontakt hatten. Die dazu passenden Nachbarn habe ich allerdings nicht gesprochen, weil ich damit beschäftigt war, auf allen Vieren durch ihre Büsche zu kriechen. Der Fünfjährige hat die Konversation übernommen und erklärt, dass wir keine Einbrecher sind, sondern unsere ausgebüxten Kaninchen wieder einfangen müssen. Was gar nicht so einfach war, weil die Kaninchen in der fremden Umgebung vergessen hatten, dass wir eigentlich Freunde und nicht Raubtiere sind. Nach einer Stunde Fangen spielen und Büsche von unten bewundern, hatten wir die Kaninchen endlich wieder durch zwei Gärten und ein Tor zurück in…

  • unser Garten

    Küken vs. Katze

    Ich mache ab jetzt Küken-Yoga. Dafür dürfen die Küken mit ihrer Mutter in den umzäunten Gemüse-Garten auf Wurm-Jagd gehen, während ich mich neben ihnen verrenke. Wichtig ist nur, dass ich sie im Blick behalte, zur Not auch kopfüber, wenn ich mich gerade im Herbschauenden Hund befinde. Allein dürfen sie noch für Wochen nicht aus der sicheren Voliere. Ich mache mir weniger Sorgen um Krähen und Bussarde. Die Glucke ist wachsam und kampfbereit, beim kleinsten Laut aus der Luft warnt sie die Küken und die verstecken sich in der dichten Buchsbaum-Hecke oder unter riesigen Rhabarber-Blättern. Und Fuchs und Marder kommen erst in der Dämmerung, wenn die Hühner längst im sicheren Stall…

  • unser Garten

    Das große Krabbeln

    Ich habe einen neuen Job. Er ist zwar unbezahlt und wird nur zwischen Küche und Wohnzimmer ausgeübt, in den Augen unserer Kinder aber ist er unverzichtbar: Ich bin ab jetzt Ameisen-Umsiedlerin. Wir haben die Krabbeltiere jedes Frühjahr im Haus, aber in diesem Jahr sind es besonders viele. Sie wuseln über den Küchentisch, den Kühlschrank, die Anrichte und auch auf dem Sofa sind schon welche gesichtet worden. Die Aufgabenverteilung ist klar: die Kinder beobachten, an welcher Stelle die Ameisen ins Haus kommen, ich sammele die Tiere ein und Friedolin macht die Löcher dicht. Dieses Mal habe ich allerdings den Fehler gemacht, den Kindern von der Ameisen-Umsiedlerin zu erzählen. Die wird immer…

  • unser Garten

    Essen fassen

    Gerade dreht sich hier alles um Nahrungsaufnahme. Sobald die Menschenkinder mit Frühstück und Pausenbroten versorgt sind, fordern die Tierkinder lautstark ihre Mahlzeiten ein. Die Küken piepsen, die Hühner rufen, die Kaninchen poltern aufgeregt im Stall umher, sobald sie mich über den Kiesweg kommen hören. Bei den Küken habe ich denselben Fehler gemacht, wie vergangenes Jahr bei den Kaninchen. Ich habe ihnen einmal selbst gemachtes Futter angeboten, seitdem weigern sie sich, das Kükenfutter vom Raiffeisen zu fressen. Die Glucke hatte ihren Kindern unmissverständlich klar gemacht, dass diese Pellets absolut widerlich sind und sie das auf gar keinen Fall anrühren sollen. In dem Fertigfutter ist ohne Ende Chemie drin, unter anderem eine…

  • unser Garten

    Leben, das leben will

    Wir haben drei neue Mitbewohner*innen: Pingu, Piepsi und Goldi. Pingu sieht aus wie ein kleiner Pinguin, Piepsi piepst am lautesten und Goldi hat goldgelben Kükenflaum, daher sind die Namen nur konsequent. Die Kinder räumen aber ein, dass Piepsi vielleicht nochmal einen neuen Namen bekommt, sollte es zu einem stattlichen Hahn heranwachsen. Das vierte Küken Pelle lag leider gestern Morgen tot im Nest. Ich hatte die Kinder schon am Vorabend gewarnt, dass Pelle zu schwach für das Leben sein könnte. Sie haben es tapfer aufgenommen und dem kleinen, schwarzen Küken eine liebevolle Beerdigung beschert, mit Blumen, Grabstein und Gebet. Aus den übrigen sechs Eiern ist leider niemand geschlüpft. Ich hoffe sehr,…

  • unser Garten

    Neues Leben

    Bei mir piept’s wohl. Als ich gestern Nachmittag der fest im Nest brütenden Rambo ein paar Körner aus der Hand fütterte, wurde sie plötzlich ganz aufgeregt und fing an, liebevoll kollernde Geräusche von sich zu geben. Kurze Zeit später ertönte unter ihrem Gefieder ein leises Piepsen. Ich hielt den Atem an und fand mich in einem Rausch aus Glücksgefühlen wieder. Bis zuletzt hatte ich gebangt, ob wir überhaupt Nachwuchs bekämen. Jetzt war tatsächlich ein kleiner Frühstarter geschlüpft und erfüllte unseren Garten und mein Herz mit dem Wunder neuen Lebens. Die Glucke und das unsichtbare Küken begannen ein Zwiegespräch aus zwitschernden Piepslauten, Gurren und Kollern. Ich zog mich diskret zurück, um…

  • unser Garten

    Vorfreude

    Die Zeit der Fülle hat begonnen. Unsere Wiese leuchtet in allen Farben. Löwenzahn und Himmelschlüsselchen in gelb, zartlila Wiesenschaumkraut, violette Veilchen und Taubnesseln, blauer Gamander-Ehrenpreis, weiß blühende Gänseblümchen und Vogelmiere. Der Anblick ist so wundersam, dass es mir ein Rätsel ist, warum Menschen ihren Rasen spritzen, um eine leblose grüne Fläche zu erschaffen. Klar, müssen die Kinder beim Barfußlaufen ein wenig Acht geben, aber bisher ist bei uns noch niemand gestochen worden. Vielleicht weil uns die Bienen so dankbar sind. Das ist der Vorteil am Kranksein. Endlich habe ich mal die Muße, im Garten einfach nur zu schauen und zu lauschen. Ohne, dass ich gleich aufspringen will, um zwischen den…

  • unser Garten

    Nachwuchsplanung

    Rambo brütet was aus. Im Idealfall zehn Küken. Wir hätten ja gern neun Hennen und einen federfüßigen Zwerg-Hahn. Wenn diverse *Hühner darunter sind, wäre das auch OK, insofern sie nicht vor 7 Uhr die Nachbarschaft zusammen krähen. Vermutlich können wir aber schon froh sein, wenn aus den 10 befruchteten Eiern, die uns ein netter Zwerghuhn-Züchter geschenkt hat, wenigstens fünf Küken schlüpfen.Rambo brütet seit Ostern. Sie ist eine gute Glucke, kampferprobt und nicht zu nervös, aber wie die meisten Mütter schlecht in Selbstfürsorge. Sie hockt ununterbrochen auf dem Nest, ohne zu essen und zu trinken. Also übernehme ich den Job der besten Freundin und zwinge sie liebevoll dazu. Einmal pro Tag…

  • unser Garten

    Pockdown

    Unsere Hühner sind jetzt auch im Lockdown. Oder „Hockdown“, wie der Fünfjährige sagt. Oder „Pockdown“, wie die Siebenjährige es nennt. Sie hocken den ganzen Tag auf der Stange und pocken unglücklich vor sich hin. Die ersten Tage waren sie völlig außer sich, wenn wir in die Nähe des Stalls kamen, ohne sie rauszulassen. Mittlerweile scharren sie resigniert im Stroh.„Tja, Mädels, willkommen im Club“, sage ich und streue ein paar Sonnenblumenkerne in die Voliere. Die Hühner haben jetzt mit der Vogelgrippe ihre eigene Pandemie inklusive Ausgangssperre und Kontaktbeschränkungen. Sie kritisieren die Unverhältnismäßigkeit der Maßnahmen, da die Singvögel trotz hoher Inzidenzwerte noch frei herum fliegen dürfen, ebenso Wildgänse und Enten, die ja,…

  • Nachhaltigkeit,  unser Garten

    Nofretete hat Schnupfen

    Nofretete hockt kläglich auf der Fußmatte vor der Küche und atmet durch den Schnabel. Den Hühnern hat der Wetterumschwung von kalt zu warm zu kalt besonders zu schaffen gemacht. Jetzt drängen sie sich vor der Küche und versuchen, etwas warme Abluft zu ergattern. Außerdem sind sie gern in unserer Nähe. Wir kuscheln uns auch in die Küche, weil es in der Übergangsjahreszeit der einzige durchgehend geheizte Raum im Haus ist.„Mama, ich glaube Nofretete ist ganz kalt“, sagt die Siebenjährige und schaut von ihrem Schreibheft auf. Also öffne ich die Küchentür, damit sie es etwas wärmer hat, aber sofort rennen die anderen Hennen in die Küche, um die Haferflocken unter dem…