• Kinder

    Zettelwirtschaft

    Die Siebenjährige muss einen Wunschzettel als Deutschhausaufgabe schreiben.„Liebes Christkind, ich wünsche mir zu Weihnachten 1. kein Corona 2. Schnee.“Als sie bei Punkt 10 angekommen ist, sage ich:„Ist doch praktisch. Dann kannst du den hinterher direkt an das Christkind schicken.“Sie schaut mich schockiert an. „Nein, Mama. Über eine Hausaufgabe würde sich das Christkind bestimmt nicht freuen. Für das Christkind muss ich einen ganz besonderen Wunschzettel schreiben.“Die Siebenjährige liebt es, Zettel zu schreiben. Wunschzettel, Einkaufszettel, Beschwerde-Zettel, Sehnsuchts-Zettel, Zettel-Weisheiten. Gestern lag ein in Schönschrift geschriebener Zettel auf meinem Schreibtisch:„Jeder Gegenstand ist wie ein Wesen, wenn man ihn richtig betrachtet.“Darunter zwei Herzen mit einem Regenbogen verbunden.„Wo hast du denn den Spruch her?“, frage ich…

  • Kinder

    Ritual am Abend

    Die Kinder wollen nicht mehr allein einschlafen. Früher bestand unser Abendritual aus einer Geschichte-einem Lied-einem Kuss und dann ging ich aus ihrem Zimmer. Ich ließ die Tür noch einen Spalt offen und tippte extra laut auf meinem Laptop nebenan, bis sie endgültig eingeschlafen waren. Oft hörte ich sie streiten, weil der Fünfjährige auf seinem Hochbett beim Einschlafen gern Plopp-Schnalz-Pfeiff-und-Pups-Geräusche macht, um die Spannung des Tages abzubauen, die Siebenjährige im unteren Bett aber bei Plopp-Schnalz-Pfeiff-und-Pups-Geräuschen nicht einschlafen kann. Dann musste ich wieder rein und klarstellen, dass die Siebenjährige auch durchaus in ihrem eigenen Zimmer schlafen könne, das zur Zeit nur als Gästezimmer genutzt wird, weil sie dort ja ihre Ruhe vor…

  • Gesellschaft,  Kinder

    Gib den Äffchen Zucker!

    Wahrscheinlich werden unsere Kinder nicht alt. Bei ihrem Zuckerkonsum werden sie schon als Teenager Diabetes und eine Fettleber kriegen. Eigentlich können wir ihr Ausbildungskonto auch gleich auf den Kopf kloppen.Als am Weltdiabetestag die Medien voll von apokalyptischen Warnungen vor zu viel Zuckerkonsum bei Kindern waren, ist mir direkt der Keks aus der Hand gefallen. Jedes siebte Kind ist übergewichtig, schon Teenager tragen Wohlstandsbäuche mit sich herum und leiden am metabolischen Syndrom, was früher nur mit alten Menschen in Verbindung gebracht wurde. Dabei waren Friedolin und ich mit so guten Vorsätzen gestartet.In den ersten Lebensjahren der Siebenjährigen gab es bei uns ungesüßten Haferflockenbrei zum Frühstück, Leitungswasser zum Trinken, ungesüßten Naturjoghurt und…

  • Herbst

    Der Unglücksglückstag

    Heute ist Freitag der 13. Ein absoluter Glückstag. Es sei denn, man ist zutiefst katholisch und nennt die 13 immer noch unheilvoll das „Teufelsdutzend“. Ich halte es mit dem alten Glauben, wonach die 13 heilig und eine Glückszahl ist. Die Frühkulturen maßen die Zeit mit den Zyklen des Mondes, ein Mondjahr bestand aus 13 Vollmonden. Auch im Judentum ist die 13 eine Glückszahl. Der Aberglaube von Freitag, den 13. geht vermutlich auf das neue Testament zurück. Beim Abendmahl war Judas Ischariot der 13. Gast und Jesus starb an einem Freitag am Kreuz, et voilà, Freitag, der 13. Dabei sind Freitage ja eigentlich ganz wunderbare Tage, sie leiten das Wochenende ein…

  • Winter

    Das Licht stirbt

    Mit jedem Tag versinkt die Sonne früher hinter den Hügeln. In der dunkelsten Zeit des Jahres entzünden wir unsere Adventskerzen, um uns auf die Ankunft vorzubereiten. Die Rückkehr der Sonne, die Ankunft Gottes Sohns, den Beginn eines neuen Jahres mit neuen Hoffnungen, Vorsätzen und Aufgaben. Früher bin ich in der Düsternis des Winters immer fürchterlich melancholisch und antriebslos gewesen. Seit ich auf dem Land lebe und die Zyklen der Natur viel stärker erlebe, erscheint mir der Winter als ebenso ein Wunder wie der Frühling. Die Pflanzen ziehen sich unter die Erde zurück, die Bäume verlagern ihre Kraft nach innen. Unsere Kaninchen haben flauschiges Winterfell bekommen und hocken dick und rund…

  • Kinder

    Die suspekte Zahnfee

    „Kann die Zahnfee Corona kriegen?“, fragt die Siebenjährige und legt ihren Schneidezahn unter ihr Kopfkissen.„Ich glaube nicht, sie ist ja ein Fabelwesen“, sage ich.„Das ist gut, sonst müsste sie ja 1,5 Meter Sicherheitsabstand halten und könnte sich den Zahn gar nicht holen“, sagt der Fünfjährige.„Können Fabelwesen denn nicht krank werden?“, will die Siebenjährige wissen.„Doch, wenn Menschen aufhören an sie zu glauben. Dann verschwinden sie einfach.“Seitdem meine Nichte mit großem Herzschmerz die erwachsene Wahrheit über den Weihnachtsmann herausgefunden hat, lasse ich bei der Existenzfrage von Symbolfiguren wie Osterhasen und Nikolaus gern ein leichtes Fragezeichen.„Was macht denn die Zahnfee mit den ganzen Zähnen?“, fragt der Fünfjährige.„Vielleicht sammelt sie die Zähne und macht…

  • Kinder

    Das Konversations-Chaos

    Friedolin und ich reden fast nur noch Englisch beim Essen. Ich könnte jetzt behaupten, dass wir alles für die kindliche Frühförderung tun. Tatsächlich hagelt es Zwischenrufe, wenn wir uns auf Deutsch unterhalten: Friedolin: „Wir müssen die PV-Anlage vorm Winter dringend…“Siebenjährige: „Was ist die PV-Anlage?“Ich: „PV steht für Photovoltaik – die Platten auf unserem Dach, die Sonnenlicht in Strom verwandeln.“ zu Friedolin: „Aber Friedolin, was müssen wir denn…Fünfjähriger: „Wo Papa mal hochgeklettert ist, weil die ein Vogel durchgepickt hat?Friedolin: „Ja, das war der Temperaturfühler von den Warmwasserkollektoren.“ zu mir: „Da müssen wir die Solarflüssigkeit aus…“Siebenjährige: „Foto so wie in Fotografieren?“Ich: „Ja, das ist der gleiche Wortstamm, Photo bedeutet Licht und für…

  • Mamaaa!!!

    Die Vorleserin

    Ich bin heiser. Die Kinder haben sich gestern beim Vorlesen so vor Lachen gekringelt, da ist es mit mir durchgegangen. „Der kleine Junge sagte in den Hörer: Hallo ist da die Eisenwarenhandlung? Ich suche etwas, das eine Sprengladung Schnee auf ein kleines weibliches Ziel befördern kann. Können sie mir etwas empfehlen? Hallo? HALLO?“Jetzt habe ich überall blaue Flecke. Kuscheliges Vorlesen mit vor Heiterkeit explodierenden Kindern geht selten ohne Blessuren der Mutter vonstatten. Der Fünfjährige sprang vor Freude auf und rammte mir dabei seinen Kopf unters Kinn, die Siebenjährige unterstrich ihre Lachanfälle mit spitzen Ellbogenstößen in meinen Busen. Vielleicht ist das der Grund, warum viele Eltern nicht gern vorlesen.Laut der kürzlich…