• Frühling

    Hasenalarm

    Pünktlich zur Osterwoche drehen unsere Hasen durch. Wenn sie nicht mit Luftsprüngen durch den Garten toben, begatten sie sich ständig, gern auch am Kopf, oder reißen sich in Rangkämpfen das Fell aus. Außerdem versuchen sie sich in Gartengestaltung und buddeln manisch Gänge unterm Apfelbaum. Die Kinder beobachten dieses Schauspiel ebenso fasziniert, wie peinlich berührt („Aber am Kopf können sie doch gar keine Babys machen…“). Seit Kurzem besucht uns auch täglich ein Kamikaze-Kaninchen, das vom Nachbargrundstück in unseren Garten einbricht. Es bringt das ohnehin schon fragile Gleichgewicht unserer Dreierbande endgültig durcheinander. Da das Nachbarkaninchen rund um die Uhr Freigang hat, klettert es gern nachts auf den 1,60 Meter hohen Holzstoß, von…

  • Kinder

    Hüte dich!

    Die Siebenjährige muss sich gerade dreimal pro Tag umziehen. Das hat nichts mit modischer Unentschiedenheit zu tun. Sie hütet sich lediglich davor, in den Bach zu fallen. Das geht natürlich nur, indem sie über den Bach springt. An der breitesten Stelle. Wo die Brennnesseln wachsen. Außerdem hütet sie sich davor, in den brackigen Tümpel am Feldrand zu fallen. Das geht natürlich nur, indem sie sich an der steilsten Stelle entlang hangelt. Sie hat von Ronja Räubertochter gelernt, dass Kinder sich vor Gefahren nur dort hüten können, wo sie auch wirklich anzutreffen sind. Denn vor etwas, was gar nicht da ist, kann man sich nicht hüten.Friedolin merkte an, dass sie vielleicht…

  • unser Garten

    Pockdown

    Unsere Hühner sind jetzt auch im Lockdown. Oder „Hockdown“, wie der Fünfjährige sagt. Oder „Pockdown“, wie die Siebenjährige es nennt. Sie hocken den ganzen Tag auf der Stange und pocken unglücklich vor sich hin. Die ersten Tage waren sie völlig außer sich, wenn wir in die Nähe des Stalls kamen, ohne sie rauszulassen. Mittlerweile scharren sie resigniert im Stroh.„Tja, Mädels, willkommen im Club“, sage ich und streue ein paar Sonnenblumenkerne in die Voliere. Die Hühner haben jetzt mit der Vogelgrippe ihre eigene Pandemie inklusive Ausgangssperre und Kontaktbeschränkungen. Sie kritisieren die Unverhältnismäßigkeit der Maßnahmen, da die Singvögel trotz hoher Inzidenzwerte noch frei herum fliegen dürfen, ebenso Wildgänse und Enten, die ja,…

  • Frühling

    Palmbuschen für den Frühling

    Wir haben es geschafft! Von heute an sind die Tage wieder länger als die Nächte. Die Dunkelheit des Winters ist endgültig überwunden. Zwar wehte gestern zur Tag-und-Nacht-Gleiche ein kalter Wind, der so gar keine Frühlingsgefühle aufkommen lassen wollte. Friedolin und die Kinder verkrochen sich wie die Murmeltiere in ihre Höhlen und weigerten sich, das Haus zu verlassen. Aber der Brautgesang der Vögel klang nach neuem Leben und Aufbruch, also fuhr ich allein mit dem Fahrrad hinaus in die Felder, um Zweige für unseren Palmbuschen zu schneiden. Ich lief am verwilderten Ufer der Teiche entlang, durch undurchdringliche Knicks und lichtes Gehölz. In der ungewohnten Stille konnte ich erspüren, welche Bäume uns…

  • Kinder

    „Na, wie war’s?“

    „Ist das eine Krähe oder eine Elster“, fragt Friedolin und schaut mit zusammen gekniffenen Augen in Richtung Ahorn.„Das ist eine Krähe, Papa“, sagt der Fünfjährige.„Du brauchst echt mal eine Brille“, sage ich, aber Friedolin schüttelt entrüstet den Kopf.„Da war ein Ast vor, deshalb konnte ich das nicht richtig erkennen.“Friedolin hat es nicht so mit Vögeln. Wenn unser kleiner Teich zur Vogel-Badeanstalt wird, ruft er gern: „Guckt mal Kinder, der Spatz!“ Dann rollen die Kinder mit den Augen und korrigieren: „Das ist ein Buchfink, Papa.“ Für ihn ist jeder Vogel, der klein und annähernd braun ist, ein Spatz (auch Zaunkönige, Heckenbraunellen und Finken). Amseln immerhin erkennt er. Zumindest die Männchen. Er…

  • Nachhaltigkeit,  unser Garten

    Nofretete hat Schnupfen

    Nofretete hockt kläglich auf der Fußmatte vor der Küche und atmet durch den Schnabel. Den Hühnern hat der Wetterumschwung von kalt zu warm zu kalt besonders zu schaffen gemacht. Jetzt drängen sie sich vor der Küche und versuchen, etwas warme Abluft zu ergattern. Außerdem sind sie gern in unserer Nähe. Wir kuscheln uns auch in die Küche, weil es in der Übergangsjahreszeit der einzige durchgehend geheizte Raum im Haus ist.„Mama, ich glaube Nofretete ist ganz kalt“, sagt die Siebenjährige und schaut von ihrem Schreibheft auf. Also öffne ich die Küchentür, damit sie es etwas wärmer hat, aber sofort rennen die anderen Hennen in die Küche, um die Haferflocken unter dem…

  • Corona-Chronik

    Ach, was war das für ein schöner, schöner Tag gestern. Ich bin auf kleinen, watteweißen Wölkchen durch die Stunden geschwebt, beflügelt von euren liebevollen, mutmachenden Worten, Kommentaren und Nachrichten. Noch heute umhüllen sie mich wie ein leuchtender Kokon gegen die Unbill dieser verrückten Zeit. Normalerweise bin ich nicht gut darin, für mich allein etwas einzufordern. Aber vielleicht sollte ich das häufiger tun, wenn das Ergebnis so wundervoll ist. Den Sekt konnte ich mir direkt sparen, weil ich ganz angetrunken vor Glückseligkeit war und sonst auch nach dem Mittagessen schnarchend auf unser Sofa gekippt wäre.Die Siebenjährige und ich saßen vormittags einträchtig in der Küche und stießen mit unseren erfolgreich erbeuteten Croissants…

  • Corona-Chronik

    Ein ganzes Jahr

    Heute werde ich ein Jahr alt. Also, ich in meiner Identität als Bloggerin. Wobei mir das Wort Kolumnistin immer noch leichter über die Lippen geht. So jung habe ich mich schon lange nicht mehr gefühlt. Zum Geburtstag wünsche ich mir, dass alle, die regelmäßig mitlesen, heute mal mir etwas schreiben. Und sei es nur „Jodeldiplom“ oder „Winter is coming“ oder „42“.Ich lasse es mir heute gut gehen. Gleich verlässt der Fünfjährige vorfreudig das Haus. Er ist so glücklich, dass er endlich wieder in den Kindergarten darf, er würde am liebsten sogar Ostern hingehen. Anschließend werde ich mit meinem Wechselunterricht-Homeschooling-Kind zur Tanke flanieren und zur Feier des Tages Croissants kaufen. Auf…

  • Kinder

    Auf dünnem Eis

    „Warum haben Sie sich den militanten Klimaschützern angeschlossen?“, fragt die Journalistin den an den Baum geketteten jungen Mann, der einst unter dem Decknamen „Der Fünfjährige“ bekannt geworden war.„Ich glaube, alles begann mit diesem Film über den Klimawandel, den meine Mutter mir als Kind gezeigt hat. Danach gab es für mich kein zurück mehr.“„Wie alt waren Sie da?“„Fünf.“„Das ist aber sehr jung für dieses Thema.“„Ich glaube, meine Mutter hatte das so auch nicht geplant.“ Ich habe es schon wieder getan. Ich habe mein Kind traumatisiert. Die Siebenjährige war zu einem Geburtstag eingeladen gewesen und der Fünfjährige nicht (mal wieder). Friedolin und ich hatten viel zu tun (mal wieder) und der Fünfjährige…

  • unser Garten

    Ein Tag voller Sturm

    Klaus hat gestern eine ganz schöne Show abgezogen. Erst pfiff und heulte er durch unsere Fensterritzen. Dann jonglierte er mit Donner, Blitz und Sonnenschein. Schließlich zauberte er einen wunderbaren Regenbogen über das Dorf. Die Kinder betrachteten ihn ehrfürchtig von ihrem Fensterbrett.„Ist das die Regenbogenbrücke nach Asgard?“, flüsterte der Fünfjährige.„Möglich“, sagte ich.„Und wie kommen wir da drauf?“„Heimdall entscheidet, wer die Regenbogenbrücke betreten darf.“Plötzlich rannte die Siebenjährige los und holte das Telefon.„Wen willst du denn anrufen?“, fragte ich.„Unsere Nachbarn. Der Regenbogen endet genau in ihrem Haus“, sagte sie aufgeregt. „Die müssen mal nachschauen, ob auf ihrem Dachboden ein Kessel voll Gold liegt“, ergänzte sie und grinste. Natürlich suchte sie nur nach einem…