Winter

Armdrücken im Advent

Der 1. Advent steht vor der Tür. Das hat mich dieses Jahr irgendwie kalt erwischt.

„Wie, das ist schon diesen Sonntag???“, frage ich mit Schnappatmung.
Zum Glück ist die Neunjährige in der Nähe: „So, Mama, jetzt atmest du erstmal in diese Tüte hier.“

Zugegeben, der 1. Advent erwischt mich immer kalt, weil ich jeden November denke, dass ich noch reichlich Zeit habe, mich um einen Adventskranz, den Adventskalender der Kinder, den vorweihnachtlichen Hausputz und solche Dinge zu kümmern, weil Advent ja erst im Dezember ist.

Friedolin ist natürlich mal wieder tiefenentspannt: „Wiebke, der Advent beginnt jedes Jahr am 4. Sonntag vor Weihnachten.“
„…sagt der Typ, der Mathe Leistungskurs hatte“, grummele ich zurück.

Vielleicht spare ich mir den Adventskranz dieses Jahr einfach.
Die Kinder nehmen meinen wohlüberlegten Vorschlag mit Protestgeheul entgegen: „Neiiin.“
„Papa räumt den eh immer weg“, sage ich. Mit immer dem gleichen Argument:
„Auf dem Tisch muss Platz für den Schinkenteller sein, sagte schon mein Opa immer“
„Aber wir sind doch Vegetarier…“ Der Siebenjährige ist verwirrt.

Der Adventskranz symbolisiert eigentlich die Vorfreude auf Christi Geburt und das Wiedererstarken der Kraft der Sonne. Bei uns zuhause steht er für mentales Armdrücken.
Ich stelle meinen liebevoll gebastelten Adventkranz auf den Tisch, Friedolin räumt ihn in die Speisekammer: „Da bleibt er länger frisch.“

Unsere Adventskerzen sind bis Weihnachten gerade mal drei Milimeter runter gebrannt.
„Dann haben wir einen Vorrat, falls es einen Blackout gibt“, sagt Friedolin.
„Wir können ihn doch ins Gästeklo stellen, da ist es eh immer so kalt“, schlägt der Siebenjährige vor.
Also haben wir jetzt ein sehr weihnachtliches Gäste-WC. Das nennt man dann wohl einen Kompromiss.