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Einbahnstraße
Ihr Lieben, vielleicht wundert Ihr Euch, wo die Kommentarfunktion geblieben ist? Ich musste sie leider deaktivieren, weil die Spams so überhand genommen haben und ich langsam genug hatte von all den Zauberwirkern, die mir meinen Mann per Whats-App zurück bringen wollten. Also wirklich. Mein Mann hat mich ja nicht verlassen. Ich finde ihn bloß nie, wenn ich ihn brauche. Friedolin kriegt seltsamerweise nie solche Spams. Nur Penisverlängerungsangebote. Für die hat er allerdings eine automatische Antwort-Email parat mit dem Betreff: „Penisverlängerung? Eulen nach Athen tragen.“Ich danke Euch für all Eure lieben und weisen und lustigen und inspirierenden Kommentare und hoffe nach wie vor, wenn ich die eine oder den anderen von…
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Putin fluten
Der Sechsjährige hat ein neues Lieblingsspiel. Es heißt „Putin fluten“. Dazu baut er Landschaften im Sandkasten, die aus lauter Mooren, bröckeligen Steilkanten und trockenen Flussbetten bestehen. Dann verteilt er Schilder mit der Aufschrift:„Für Bösewichte garantiert ungefährlich!“Das liest sein Playmobil-Putin und denkt sich: „Na, dann kann ich da ja wohl spazieren gehen…“Und versinkt prompt bis zum Hals im Moor. Oder fällt von der Steilkante. Oder wird von einer Flutwelle aus der Schwengelpumpe weggespült.„Und, zack, ist der Krieg zu Ende“, sagt der Sechsjährige und strahlt.Mein sonst so sanftmütiger Sohn, der jede Feuerwanze vor unachtsamen Schritten rettet und dem selbst Disneyfilmen zu aufregend sind, wird durch den Krieg zum Playmobil-Attentäter. Ein Teil von…
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Endlich Acht!
Die Siebenjährige möchte ab heute die Achtjährige genannt werden. Wenn ihr diesen Text früh morgens lest, esse ich vermutlich gerade Joghurt-Zitronen-Kuchen und schaue meinem wunderbaren Kind dabei zu, wie sie mit großen Augen ihre Geschenke auspackt. Dank meiner lieben Leserin Ana, die für mich in den Tiefen des Internets doch noch biologisch abbaubare Glitzertattoos gefunden hatte, bekommt die Sieben- äh, Achtjährige sogar, was sie sich gewünscht hat. Ihr größter Wunsch war aber wie immer eine Überraschung. Was gar nicht so leicht ist bei einem viel geliebten Kind, das eigentlich schon alles hat. Zum Glück stolperte ich dann auf unserem voll gestellten Dachboden über den alten Schminkkoffer, den Friedolin mal auf…
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Facebook, a.D.
Das Oberverwaltungsgericht in Lüneburg hat die Schließung von Minigolfanlagen vorübergehend außer Kraft gesetzt. Das ist doch mal eine gute Nachricht. Ansonsten finde ich alles gerade so frustrierend, dass ich am liebsten streiken würde. Mein altes Leben ist in so weite Ferne gerückt, dass ich es mir nicht mal mehr vorstellen kann. Und damit meine ich nicht die Freizeit- und Kontaktbeschränkungen. Daran haben wir uns mittlerweile gewöhnt. Ebenso wie an die Masken und distanzierten Begrüßungen. Nein, ich kann mir gar nicht mehr vorstellen, wie es war, als ich noch wusste, womit ich im nächsten Monat mein Geld verdienen würde. Als meine berufliche und finanzielle Existenz zwei Jahre im Voraus gesichert und…
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WAS DU SAGST…
Heute überlasse ich Friedolin die virtuelle Bühne:
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Absage an die Ansprüche
Ganz ehrlich: ich will das nicht mehr. Ich arbeite seit drei Wochen wieder und der Ferien-Energie-Speicher ist komplett aufgebraucht. Ich bin abends zu müde zum Einschlafen. Ich bin morgens zu müde zum Aufstehen. Und nein, es ist keine Winterdepression. Es ist dieser Lockdown. Ich will nicht mehr morgens aufstehen und nicht wissen, wie ich alle Aufgaben zwischen Arbeit und Kindern und Haus und Hof überhaupt auch nur annähernd erledigen soll.Vielleicht sind meine Ansprüche trotz Krise immer noch zu hoch. Vielleicht sollte es mir nicht so wichtig sein, ob meine siebenjährige Tochter die Matheaufgaben versteht. Schließlich bin ich nicht ihre Lehrerin sondern ihre Mutter. Vielleicht sollte ich mir nicht so viele…
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Chipsflixen
Friedolin möchte mich schlachten. Anders kann ich mir nicht erklären, warum er mein Gewicht mit Chips und Vanilleeis in die Höhe treibt. Vielleicht hat er im Darknet irgendeinen Kannibalen-Club aufgetan und hofft, mit seiner dicken Frau noch ein paar Euros dazu zu verdienen. Seit Corona suchen ja alle Künstler verzweifelt nach neuen Geschäftsideen. Und ich falle jeden Abend drauf herein. Wir haben gesund zu Abend gegessen mit Gartenkräuter-Tee, Bio-Vollkornbrot und Rohkost, die Kinder schlafen, Friedolin und ich brechen erschöpft auf dem Sofa zusammen und nach einer Weile lässt er ganz beiläufig diesen perfiden Satz fallen: „Irgendwie hab ich noch Hunger…“ Und bevor ich „Einspruch“ brüllen kann, ist er schon aus…
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Der Geburtskuchen
Heute backt Friedolin unseren Geburtskuchen. Zur Feier des Tages, weil es Mehl im Supermarkt gab. Und weil die Kinder das geheime Eiernest gefunden haben. Sieben Eier lagen versteckt im Igelhaus. Das hatte ich dem Igel im letzten Herbst gebaut, aber er zog es vor, unter der alten Zinkwanne zu überwintern. Die Tiere in unserem Garten machen einfach nicht, was sie sollen. Die Amseln ignorieren die Vogeltränke und baden lieber im rostigen Tonnendeckel. Die Hummeln meiden das Insektenhotel und sind hinter der Starkstromsteckdose eingezogen. Und die Frösche haben immer noch nicht verstanden, dass ihr Teich vorübergehend ein Sandkasten ist. Da können die Kinder nicht so schnell drin ertrinken. Die Frösche sehen…