Mamaaa!!!

Von Träumen und Namen

Heute Nacht hatten wir denselben Traum. Als die Siebenjährige im Morgengrauen in mein Bett geklettert kam und mir atemlos von ihrem Traum erzählte, der auch der meine gewesen war, glaubte ich, immer noch zu träumen. In unserem Traum war unser altes Kaninchen verschwunden. Wobei das die FSK-0-Version der Siebenjährigen war. In meinem Traum lag es geköpft im Garten. Ich lief unbeirrt weiter durch die Sträucher, weil ich wusste, dass sein Tod nur symbolisch war. Und dann blitzte etwas Weißes im Sonnenlicht auf. Unsere junge Häsin hatte Nachwuchs bekommen und die weiß gefleckten Häschen purzelten neben der Siebenjährigen durch das Gras. Was hoffentlich ebenso symbolisch gemeint war, sonst hätte wir uns die Kastration unseres Rammlers auch sparen können. Ich werte unseren Traum als gutes Omen. Wir werden uns von Altem lösen und das Neue wird fruchtbar sein und Glück bringen. Ich habe zwar noch keine Ahnung, was dieses Neue sein wird, aber zum jetzigen Zeitpunkt werden wir jede Veränderung mit offenen Armen empfangen.

Ich halte große Stücke auf meine Träume. Als ich mit der Siebenjährigen im dritten Monat schwanger war, träumte ich, wie sie vor mir einen Weg entlang hopste und ich ihren Namen rief. Der Name war weder mir noch Friedolin geläufig, also musste unsere Tochter ihn wohl selbst ausgesucht haben. Was natürlich sehr praktisch war, so konnten wir Eltern uns die zermürbende Namenssuche sparen. Friedolin war anfangs skeptisch, ob unser Baby nicht doch ein Junge werden würde, der vielleicht Rüdiger heißen wollte. So ist unsere Rollenverteilung: Ich träume, Friedolin hinterfragt. Ich halte es jedoch mit Lovis aus Ronja Räubertochter:
“Wenn ich beschlossen habe, dass mein Kind Ronja heißt, dann wird es auch eine Ronja.“
Nur, dass es bei uns halt keine Ronja war, sondern die Siebenjährige.

Der Fünfjährige hatte sich mir in einem schlaglichtartigen Wachtraum gezeigt, als ich gerade beim Soundcheck mein Ukulelen-Kabel einstöpseln wollte, das mir dann prompt aus der Hand fiel. Zu diesem Zeitpunkt war ich zwar erst drei Tage schwanger, aber Friedolin schon so abgebrüht, dass er die Nachricht „Ich bin schwanger und es wird ein Junge“ einfach akzeptierte.
„Wenn du sagst, dass es so ist, dann wird es wohl auch so sein. Und, wie heißt er?“
Das hatte mir der Fünfjährige leider nicht verraten. Bis heute ist „Das ist geheim!“ einer seiner Lieblingssätze. Ich wusste damals nur, dass er weder ein draufgängerischer Stürmer noch ein verträumter Käfer-Sammler werden würde. Sondern beides. Das verkomplizierte die Namenssuche natürlich, vor allem, weil alle schönen Jungennamen in unserem Bekanntenkreis schon doppelt und dreifach vergeben waren. Aber auch sein Name tauchte dann urplötzlich aus dem Nichts auf. Vielleicht hatte er ihn mir doch noch verraten, aus Angst, dass Friedolin ihn sonst Rüdiger nennen würde. Was ja „ruhmvoller Speerkämpfer“ bedeutet und ein ziemlicher Auftrag für ein Baby ist. Meine Namen bedeuten „glänzende Kämpferin“ und „die Engelhafte“, was ich schon beides annehmen kann, aber in seiner Janusköpfigkeit auch irgendwie anstrengend finde.
„Die, die auf dem Sofa liegt“ hätte ich als Namen auch nicht schlecht gefunden. Den Namen des Fünfjährigen gibt es eigentlich gar nicht, aber das fiel dem Standesamt zum Glück nicht auf. Denn er klingt wie ein ganz normaler Name. Notfalls hätten wir halt nach Berlin aufs Standesamt gemusst. Da wurden vergangenes Jahr Lamborghini, Fanta und Bam-Bam ins Register eingetragen. Vielleicht haben die Eltern das aber auch nur geträumt.

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