• unser Garten

    Ein Tag voller Sturm

    Klaus hat gestern eine ganz schöne Show abgezogen. Erst pfiff und heulte er durch unsere Fensterritzen. Dann jonglierte er mit Donner, Blitz und Sonnenschein. Schließlich zauberte er einen wunderbaren Regenbogen über das Dorf. Die Kinder betrachteten ihn ehrfürchtig von ihrem Fensterbrett.„Ist das die Regenbogenbrücke nach Asgard?“, flüsterte der Fünfjährige.„Möglich“, sagte ich.„Und wie kommen wir da drauf?“„Heimdall entscheidet, wer die Regenbogenbrücke betreten darf.“Plötzlich rannte die Siebenjährige los und holte das Telefon.„Wen willst du denn anrufen?“, fragte ich.„Unsere Nachbarn. Der Regenbogen endet genau in ihrem Haus“, sagte sie aufgeregt. „Die müssen mal nachschauen, ob auf ihrem Dachboden ein Kessel voll Gold liegt“, ergänzte sie und grinste. Natürlich suchte sie nur nach einem…

  • unser Garten

    Trauma des Jätens

    Heute habe ich mal zur Abwechslung niemanden getötet. Das passiert mir beim Unkraut-Jäten sonst leider ständig. Ich trage ein mittelschweres Jät-Trauma mit mir rum, seit ich mit dem Unkrautstecher eine Erdkröte erwischt habe. Eigentlich wollte ich mit Elan den Immergrün-Wurzeln den Garaus machen, stattdessen ertönte ein zischendes Geräusch wie aus einer kaputten Luftmatratze und ich grub eine Erdkröte aus. Ich hatte ihre Lunge durchbohrt. Nachdem ich zutiefst geschockt ein paar Tränen vergossen hatte, grub ich die nun tote Amphibie auf unserem Kleintier-Friedhof zwischen der Baby-Maus und dem Amsel-Küken wieder ein und die Kinder dekorierten andächtig das Kröten-Grab. Ein andermal hatte ich ebenfalls schwungvoll Giersch entfernt und dabei ein Rotkehlchen-Nest frei…

  • unser Garten

    Erde unter den Nägeln

    Ich habe einen Frühlingskater. Der Temperatursprung von 25 Grad von letztem zu diesem Wochenende macht mich fürchterlich unkonzentriert. Die Buchstaben verwandeln sich vor meinen Augen in Samentüten und Beet-Pläne.Die Kinder aßen gestern in T-Shirt und Sonnenbrille im Garten ein Eis, obwohl die Schneeanzüge noch nicht mal getrocknet sind.Vorher hatten wir eine kleine Fahrradtour durch die Feldmark unternommen, waren aber angesichts der Heerscharen von Sonntagsausflüglern zurück in unseren Garten geflüchtet.Die Kinder starteten eine epische Wasserpistolenschlacht und verfolgten sich fröhlich kreischend durch die letzten Schneewehen. Sie platzten vor Frühlingsgefühlen in lauter kleine Atome, die sich in irrer Geschwindigkeit und Lautstärke über den Garten verteilten. Ein verwirrter Zitronenfalter flatterte ihnen aus dem Weg.…

  • Corona-Chronik,  unser Garten

    Den Sommer bewahren

    Meine Vorräte neigen sich dem Ende entgegen. Die Kinder haben ihre Vorliebe für Tee entdeckt, seitdem leeren sich meine Schraubgläser rapide. Ihre Lieblingsmischung haben sie selbst zusammengestellt: Pfefferminze, Erdbeerblätter, Rosmarin, Ringelblumenblüten und getrocknete Walderdbeeren. Sie hatten sich durch meinen Trockenschrank geschnuppert, raschelnde Blätter befühlt und natürlich auch nach Schönheit der Blüten entschieden. Der Tee wärmt nicht nur, er fördert auch die Konzentration und zaubert den Sommer auf den Küchentisch. Wir haben eine Teekanne aus Glas, darin sehen die schwimmenden Blüten besonders schön aus. Bisher hatten die Kinder sich allem verweigert, was wärmer als Leitungswasser war. Sie sind Warmblüter, wenn andere Kinder Wolle tragen, hüpfen sie noch im T-Shirt durch die…

  • unser Garten

    Arach, nee!

    Meine Spinnenphobie ist erfolgreich therapiert. An dieser Stelle möchte ich allen Freiwilligen danken, die sich in den letzten Jahren an meiner unfreiwilligen Konfrontationstherapie beteiligt haben. Allen voran den Heerscharen von Zitterspinnen, die bisher jede meiner Wohnungen bevölkerten, was sicher nicht als Zufall gewertet werden kann. Besonders hervorheben möchte ich hierbei die Zitterspinne, die am Abend des Einzugs in meine erste gemeinsame Wohnung mit Friedolin aus der über der Badewanne befindlichen Therme direkt auf meinen nackten, in der Badewanne befindlichen Bauch fiel, was mich zwar zu dem damaligen Zeitpunkt der Therapie noch dazu bewegte, walfischartig aus der vollen Wanne zu wälzen und auf allen Vieren quietschend davon zu krabbeln. Nach diesem…

  • unser Garten

    Vogelfrühstück

    Friedolin hat den Amseln ihr Frühstück weggefuttert. Der Fünfjährige und ich hatten heute früh mühsam Nüsse geknackt, gepult und klein geschnitten, mit Haferflocken, Sonnenblumenkernen und Rosinen vermischt und in einer kleinen Schüssel auf der Anrichte in der Küche stehen lassen, weil wir nach dem Regen das Vogelhaus damit bestücken wollten. Als ich kurze Zeit später in die Küche komme, ist mein verschlafener Mann gerade fertig mit seinem späten Frühstück und sagt:„Das war aber mal ein reichhaltiges Müsli heute.“„Was denn für ein Müsli? Wir essen doch nie Müsli?“, sage ich leicht verwirrt. Bei uns gibt eigentlich nur Haferflockenbrei mit Obst.„Na, das in der Schale auf der Anrichte.“„Das war Vogelfutter!“„Ich hab mich…

  • unser Garten

    Im Gartendschungel

    Am frühen Morgen hängt träger Dunst über unserer taufeuchten Wiese, Wassertropfen glitzern auf den Blättern des Frauenmantels, die Hühner schütteln ihr nasses Gefieder. Die regenschweren Stauden lassen ihre Köpfe auf den Kiesweg hängen, es riecht nach dampfender Erde, öligen Salbeiblüten und Rindenmulch, holzig, grün, durchdringend. Das feucht-warme Wetter hat unseren Garten in wenigen Tagen in einen Urwald verwandelt. Ein fünfjähriger Elefant stapft mit seinen Wintergummistiefeln vor mir durch das Dickicht und trompetet lautstark vor sich hin. Ein paar Amseln nehmen schimpfend Reißaus. Ich schlage uns mit meiner Machete einen Weg frei. Das fallende Grün sammeln wir für die Kaninchen. Seitdem sie bei uns wohnen, betrachte ich unseren Garten mit völlig…

  • Corona-Chronik,  Kinder,  unser Garten

    Das Museum der toten Tiere

    Alle Bordelle sind wegen Corona geschlossen. Dafür geht es in unserem Garten voll zur Sache. Wir betreiben einen Feuerwanzen-Puff. Oder wie die Nachbarskinder liebevoll sagen: Fick-Käfer. „Was ist Ficken?“, fragt der Vierjährige. „Was die Feuerwanzen machen“, sage ich. Jetzt denkt er, man muss dafür mit dem Hinterteil zusammenkleben. Ich hoffe, seine erste Freundin wird mir das verzeihen. Wir können nicht mehr auf die Terrasse treten, ohne kopulierende Pärchen zu zerquetschen. Die plattgetretenen Feuerwanzen landen im Museum-der-toten-Tiere, dem aktuellen Corona-Projekt unserer Kinder. Es gibt ja seitenweise Tipps, wie Eltern ihre Kinder in Quarantäne beschäftigen können. Knochen horten war irgendwie nicht dabei. Die Kinder sammeln das Gewölle der Schleiereule, die auf unserem…

  • Kinder,  unser Garten

    Das Wunderhuhn

    Wir verlangen ab jetzt Eintritt für unseren Garten. Weil die Kinder wegen Corona gerade sonst keine Hobbys haben, proben sie für eine Greifvogelschau. Der ortsansässige Turmfalke ist zwar unwillig, aber wozu haben wir denn Hühner. Solange ausreichend Spaghetti im Spiel sind, halten sowohl Kinder als auch Hühner endlose Proben durch. Die Siebenjährige ruft in bester Marktschreiermanier:„Seht her das Wunderhuhn!“Dann klettert das Hühnchen auf ihr ausgestrecktes Handgelenk und lauscht dort stolz thronend einem Vortrag über Bisstöter und Grifftöter.„Der Falke erlegt seine Beute durch einen Nackenbiss.“Am Ende erbeutet es unter tosendem Applaus eine Nudel im Sturzflug.Die nächste Attraktion ist unsere Kampfhenne Helene, die sich spektakuläre Zweikämpfe mit riesigen Mutanten-Ratten liefert, die seit…

  • Sommer,  unser Garten

    Unser Hochsicherheitstrakt

    Die Johannisbeeren sind reif. Also beginnt Friedolin, nervös um die Küche herumzuschleichen. Ich könnte ja spontan auf die Idee kommen, Marmelade einzukochen. Da will er rechtzeitig intervenieren können. Wobei ich bezweifele, dass dieses Jahr viel zum Einkochen übrig bleibt. Unsere marodierenden Kinderhorden lassen kaum etwas übrig. Sollen sie ruhig, ich nasche Himbeeren, Erdbeeren und Zuckererbsen auch am liebsten direkt vom Strauch. Einzig die Johannis – und Jostabeerensträucher hängen noch voll, die sind den Kindern zu sauer. Aber die machen auch die schlimmsten Flecken.Friedolin und ich sind sehr unterschiedlicher Meinung, wie man Marmelade einkochen sollte. Seiner Ansicht nach müsste ich zunächst unsere stets vollgestellte Arbeitsplatte freiräumen, großräumig mit Zeitung oder dünnen…