Corona-Chronik,  Winter

Fast-Nacht

Wir lassen uns den Spaß nicht verderben. So weit kommt es noch. Feiern wir halt allein zu Hause. Der Winter will ja auch während Corona vertrieben werden. Und zwar mit einem Löwen, einer Prinzessin und einem Popcorn-Dino. Unser Kontaktbeschränkung konformes Gastkind kam als Gentleman, was die Prinzessin haltlos kichern ließ und den Löwen mit seiner gentilen Art zum Glück besänftigte. Der hatte vorher nämlich so viel gefaucht und die Krallen gezeigt, dass wir kurz davor waren, ihn an einen Zoo zu verkaufen. Ich war natürlich mal wieder so damit beschäftigt gewesen, den Löwen zu schminken und der Prinzessin als Zofe zu dienen, dass ich ganz vergessen hatte, mir selbst ein Kostüm zu überlegen. Zum Glück hatte meine Mutter mir vorgestern schwarze Ski-Unterwäsche geschenkt, in der ich nach unserer morgendlichen Schneewanderung immer noch steckte. Also lieh ich mir kurzerhand die Katzen-Ohren des Fünfjährigen und malte mir ein paar Schnurrhaare. Das war ein selten komfortables Kostüm, zumal es genügend Platz für den Apfelkuchen und das Popcorn ließ. Und als Katze durfte ich mich auch getrost mal faul auf der Ofenbank einrollen und mir das Fell wärmen lassen. Friedolin ging als Skeptiker, was insofern praktisch war, weil er sich dazu nicht verkleiden musste. Das Motto unserer Party lautete: Vom Aussterben bedrohte Kinderspiele. Seitdem ja nur noch Event-Geburtstage gefeiert werden, geraten die alten Spiele in Vergessenheit. Wir spielten Topfschlagen, Zeitungstanz, Ringlein, Ringlein, du musst wandern und Zublinzeln und die Kinder hatten so viel Spaß dabei, dass wir beschlossen, im Sommer Retro-Geburtstage mit all den alten Spielen zu veranstalten. Wenn wir bis dahin wieder feiern dürfen. Aber wenn wir eines am Tulpensonntag gelernt haben: wir können auch allein eine richtig gute Party steigen lassen.

2 Kommentare

  • Claudi

    Bei uns in Sachsen waren zwar schon ab Rosenmontag die Grundschulen wieder offen, aber an Feiern ist ja nicht zu denken. Und so war der Große Mittagskind und der Kindergarten für die 5-Jährige fiel mal freiwillig aus. Ein Jahr ohne Faschingsparty kann man doch den Kindern nicht auch noch zumuten! … wenn auch nur mit den Gästen, die ohnehin im gleichen Haushalt leben. Aber auf die Anzahl der Gäste kommt es ja eh nicht an. 😉
    Auch ich musste am Ende improvisieren, nachdem ich viel Zeit in die Kostümierung und Gesichtsbemalung der Feenprinzessin investiert hatte und selbst ohne Verkleidung da stand. Ist wohl das Los der „Super-Mütter“… (bin mal gespannt, wie lange die Kinder glauben, dass ihre Mama die Tollste und Beste ist – aber ich genieße es, so lange es dauert)
    Danke für die Idee mit den alten Spielen – bauen wir bei der nächsten Kinderzimmerparty ganz sicher mit ein.
    Herzliche Grüße!

  • Conny Gruber

    Wow, Wiebke, siehst du hübsch aus auf dem Foto und total jung. Ich dachte erst, das wäre deine Tochter !!! Danke für diesen froh-machenden Text.

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