• Corona-Chronik,  Winter

    Fast-Nacht

    Wir lassen uns den Spaß nicht verderben. So weit kommt es noch. Feiern wir halt allein zu Hause. Der Winter will ja auch während Corona vertrieben werden. Und zwar mit einem Löwen, einer Prinzessin und einem Popcorn-Dino. Unser Kontaktbeschränkung konformes Gastkind kam als Gentleman, was die Prinzessin haltlos kichern ließ und den Löwen mit seiner gentilen Art zum Glück besänftigte. Der hatte vorher nämlich so viel gefaucht und die Krallen gezeigt, dass wir kurz davor waren, ihn an einen Zoo zu verkaufen. Ich war natürlich mal wieder so damit beschäftigt gewesen, den Löwen zu schminken und der Prinzessin als Zofe zu dienen, dass ich ganz vergessen hatte, mir selbst ein…

  • Winter

    Heute werden wir Schlittenfahren. Oder Schlittschuhlaufen. Oder Schneehöhlen bauen. Für Schneemenschen und Schneeballschlachten ist der Schnee immer noch zu pudrig. Auf jeden Fall machen wir irgend etwas mit Schnee. Und nichts mit Computern. Daher wünsche ich Euch allen schon jetzt ein schönes Wochendende.

  • Corona-Chronik,  unser Garten

    Den Sommer bewahren

    Meine Vorräte neigen sich dem Ende entgegen. Die Kinder haben ihre Vorliebe für Tee entdeckt, seitdem leeren sich meine Schraubgläser rapide. Ihre Lieblingsmischung haben sie selbst zusammengestellt: Pfefferminze, Erdbeerblätter, Rosmarin, Ringelblumenblüten und getrocknete Walderdbeeren. Sie hatten sich durch meinen Trockenschrank geschnuppert, raschelnde Blätter befühlt und natürlich auch nach Schönheit der Blüten entschieden. Der Tee wärmt nicht nur, er fördert auch die Konzentration und zaubert den Sommer auf den Küchentisch. Wir haben eine Teekanne aus Glas, darin sehen die schwimmenden Blüten besonders schön aus. Bisher hatten die Kinder sich allem verweigert, was wärmer als Leitungswasser war. Sie sind Warmblüter, wenn andere Kinder Wolle tragen, hüpfen sie noch im T-Shirt durch die…

  • Mamaaa!!!

    Von Träumen und Namen

    Heute Nacht hatten wir denselben Traum. Als die Siebenjährige im Morgengrauen in mein Bett geklettert kam und mir atemlos von ihrem Traum erzählte, der auch der meine gewesen war, glaubte ich, immer noch zu träumen. In unserem Traum war unser altes Kaninchen verschwunden. Wobei das die FSK-0-Version der Siebenjährigen war. In meinem Traum lag es geköpft im Garten. Ich lief unbeirrt weiter durch die Sträucher, weil ich wusste, dass sein Tod nur symbolisch war. Und dann blitzte etwas Weißes im Sonnenlicht auf. Unsere junge Häsin hatte Nachwuchs bekommen und die weiß gefleckten Häschen purzelten neben der Siebenjährigen durch das Gras. Was hoffentlich ebenso symbolisch gemeint war, sonst hätte wir uns…

  • Winter

    Eingeschneit!

    Winter ist ein Vollzeitjob. Das verdränge ich irgendwie immer. Vor allem mit kleineren Kindern. Ständig bin ich dabei, irgendjemandes Handschuhe oder Mütze zu suchen, oder irgendjemandes Wechsel-Handschuhe oder Wechsel-Mütze, weil die eigentlichen Handschuhe und Mützen seit dem letzten Freigang noch nicht wieder getrocknet sind, Wangen mit Bienenwachssalbe einzucremen, quengelnde Kinder in drei Lagen Kleidung zu zwingen („Den Pullover nicht, der kratzt!“, „Bei der Strumpfhose jucken die Nähte immer so!“), bis einem Kind einfällt, dass es doch nochmal aufs Klo muss (Schneeanzüge mit eingebautem Urinal, das wäre mal was), um dann gefühlte fünf Minuten später alles wieder rückgängig zu machen: Steif gefrorene Kinder aus nassen Sachen schälen („Ich kkkkkrrrrrieg dddden Reisvvvvverschlusssss…

  • unser Dorf,  Winter

    Trecker im Schnee

    Wir Niedersachsen kennen uns mit Schnee ja nicht so gut aus. Wenn es mal ordentlich schneit, was höchstens alle 20 Jahre vorkommt, geht nichts mehr. Busse und Bahnen stehen still, die wenigen Räumfahrzeuge kommen gegen den Schnee nicht an und irgendwer von der Stadtverwaltung hat mal wieder vergessen, das Streugut nachzubestellen. Was für ein Glück, wenn man dann einen Nachbarn mit Trecker hat. Ich meine, wir müssen zwar gerade ohnehin nirgendwo hin, aber für die Kinder war der Schneesturmtag besser als jeder Besuch im Freizeitpark.Als sie gestern morgen zum Schneedienst antraten, um die Zufahrt unserer bettlägerigen Hofmitbewohnerin für den Pflegedienst freizuschippen, war unser sehr toller Nachbar schon mit seinem Trecker…

  • Mamaaa!!!

    Verlorene Zeit

    Das Ticken der Pendeluhr. Das Knacken des Kaminfeuers. Das Knarzen der Fichten vor dem Haus. Die leisen, gleichmäßigen Atemzüge meiner schlafenden Großeltern. Geräusche zur Mittagszeit aus längst vergangenen Tagen. Es waren Stunden der friedvollen Langeweile. Wenn meine Großeltern Mittagsschlaf hielten, mussten meine Schwester und ich uns still verhalten. Also las ich zum hundertsten Mal das einzige Kinderbuch im Haus: Die Konferenz der Tiere. Ich kämmte die Teppichfransen im Wohnzimmer. Ich schob die Figuren auf dem elektrischen Schachbrett hin und her. Es gab keine Kinderspiele im Haus meiner Großeltern. Mein Großvater brachte uns früh Schach bei und das japanische Strategie-Spiel Go. Manchmal war es frustrierend gegen einen Schachmeister anzutreten, der in…

  • Winter

    Einmal Beach Boys, bitte

    Gestern Abend hat sie mich doch noch erwischt. Auf den letzten Metern Winter. Als ich erschöpft im Bett lag und keinen Widerstand mehr leisten konnte, setzte sie sich bleischwer auf meine Brust und höhnte mit nasaler Stimme, die ebenso grau und trist klang wie dieser verregneter Februartag: „Dein Leben ist sinnlos, deine Freunde tun nur so, als ob sie dich mögen, und dein Teint ist eine Zumutung. Und das ist erst der Anfang, Baby.“„Dich kann ich jetzt gerade echt nicht gebrauchen“, nuschelte ich müde, „Geh zu den Corona-Leugnern. Wenn die mal ’ne Weile nicht aus dem Bett kommen, sinken die Infektionszahlen schneller.“ Ich versteckte mich unter dem Kopfkissen und nahm…

  • unser Garten

    Arach, nee!

    Meine Spinnenphobie ist erfolgreich therapiert. An dieser Stelle möchte ich allen Freiwilligen danken, die sich in den letzten Jahren an meiner unfreiwilligen Konfrontationstherapie beteiligt haben. Allen voran den Heerscharen von Zitterspinnen, die bisher jede meiner Wohnungen bevölkerten, was sicher nicht als Zufall gewertet werden kann. Besonders hervorheben möchte ich hierbei die Zitterspinne, die am Abend des Einzugs in meine erste gemeinsame Wohnung mit Friedolin aus der über der Badewanne befindlichen Therme direkt auf meinen nackten, in der Badewanne befindlichen Bauch fiel, was mich zwar zu dem damaligen Zeitpunkt der Therapie noch dazu bewegte, walfischartig aus der vollen Wanne zu wälzen und auf allen Vieren quietschend davon zu krabbeln. Nach diesem…

  • Kinder

    Der durchlässige Clown

    Der Fünfjährige entwickelt eine Bühnenpersönlichkeit. Sie changiert irgendwo zwischen Bugs Bunny und Paul Newman.Als Friedolin sich gestern früh laut trompetend die Nase schnäuzte, bemerkte der Fünfjährige trocken: „Kann mal jemand diesen Elefanten zurück in den Zoo bringen?“Dabei stand er lässig in den Türrahmen gelehnt, mit einem abgebrochenen Bleistift als Zigarette im Mundwinkel. Ich wüsste gern, wen er sich da zum Vorbild nimmt. Friedolin und mich schonmal nicht. Und Fernsehen guckt er ja eigentlich auch kaum. Seine Posen funktionieren erstaunlich gut, bis zu dem Moment, in dem er sich über sich selbst schlapp lacht und aus dem Zimmer rennt. Wobei manch Fernseh-Comedian auch so einen Abgang hinlegt, nur dass er vorher…