• Kinder

    Die Taschen voller Sand

    Dinge, die ich als Mutter erst lernen musste, Teil 1: Beim Ausschütteln der Jungs-Hosen vor oder nach dem Waschen stets Schutzbrille tragen! Denn es ist immer Sand in den Taschen. Immer. Und in den Schuhen. Die natürlich nie draußen ausgezogen werden. Auch wenn wir noch nicht einmal in die Nähe eines Sandkastens gekommen sind. Ich weiß gar nicht, warum wir im Garten einen Sandkasten gebaut haben. Der im Haus hätte es doch auch getan. Einen Tag nicht staubsaugen, zack, schon haben wir eine Düne in der Wäschekammer. Selbst wenn ich die Hosentaschen vor dem Waschen penibel durchsuche und draußen ausleere, versteckt sich der Sand halt in den Beinumschlägen. Und weil…

  • Kinder

    Football’s coming home

    Der Sechsjährige ist am Boden zerstört. Erst gestern hatte er seine Liebe zum Fußball entdeckt und nun ist der Herzschmerz groß. Er war freudestrahlend aus dem Kindergarten gekommen und hatte: „Deutschland vor, noch ein Tor!“ gebrüllt und seine kleinen Fäuste in die Luft gestreckt, deren Daumennägel seine Kindergärtnerin schwarz-rot-gold lackiert hatte.„Weißt du überhaupt, was das bedeutet?“, hatte ich ihn gefragt und er hatte grinsend den Kopf geschüttelt. Fußball hatte bis gestern keinen Platz in unserem Leben. Die Achtjährige hat vor Jahren mal beim Kindergarten-Fußball-Turnier mitgespielt. Aber an dem Sechsjährigen ist Fußball bisher komplett vorbei gegangen. Manchmal kickt Friedolin mit den Kindern auf dem Rasen ein bisschen hin und her, was…

  • Kinder

    Klingelstreiche

    Die Kinder haben jetzt Bandennamen. Sie nennen sich „Süße Zitrone“ und „Vitaminfurz“. Die Decknamen sollen der Tatverschleierung dienen. Wenn die Achtjährige beim Klingelstreich ihrem kleinen Bruder: „VITAMINFURZ, LAUF WEG!“ zubrüllt, erschwert das ihrer Meinung nach die Nachverfolgung ihres Wohnsitzes. Als die Nachbarn trotzdem nur noch schmallippig grüßten, haben sie ihre Klingelstreich-Touren zu ihrer Großmutter nach Hannover verlegt. Sie können es sich nicht leisten, die Nachbarn im Dorf zu erzürnen, sonst schmälert das beim Martins-Singen die Süßigkeiten-Ausbeute. Und es ist schlecht fürs Geschäft. Weil es hier im Dorf ja keine Laufkundschaft gibt, müssen die Kinder Klinkenputzen, wenn sie Flohmarkt machen wollen. Neulich hat die Achtjährige beim Tür-zu-Tür-Flohmarkt 13 Euro verdient, weil…

  • Sommer

    Nackte Haut

    Jetzt, wo der Sommer endlich da ist, denke ich ernsthaft darüber nach, meinen Körper zu renovieren. Was wie jedes Jahr zu endlosen Diskussionen führt. Zwischen meinem 20jährigen Ich, das um die Jahrtausendwende zu viel Werbung geguckt hat und sich daher die Beine unter einem Wasserfall rasieren möchte. Und meinem erwachsenen 2021-Ich, das findet, rasierte Achseln seien so was von Germany’s Next Topmodel und einer emanzipierten Existenz nicht würdig. Am Ende einigen sich meine Ichs darauf, dass ich mir die Beine rasieren darf, bis ich Krampfadern bekomme. So kann jeder meine Grasmilbenbisse bewundern, die sich wie eine blutige Sternenkarte über meine Waden erstrecken und Zeuge meiner naturverbundenen Existenz sind. Die Achseln…

  • Corona-Chronik

    Ich bin völlig überfordert. Die Kinder sind seit dieser Woche zum ersten Mal seit Dezember jeden Tag zeitgleich in Betreuung. Ich wiederhole: Jeden Tag. Ich weiß gar nicht, was ich mit der ganzen kinderfreien Zeit anfangen soll. Doch, natürlich weiß ich es. Ich kann endlich arbeiten, ohne von einem Menschen unter 1,30 Metern gestört zu werden. 8:15 UhrIch klappe den Laptop auf. Da fällt mir ein, dass ich das Geburtstagsgeschenk für den Fünfjährigen noch bestellen muss. Aber natürlich nicht am Amazonas. Die haben in der Corona-Krise genug Geld verdient. Ich klicke mich durch diverse Kindershops, es gibt ja so niedliche Sachen für Kinder zu kaufen. Plötzlich ist es 9 UhrJetzt…

  • Corona-Chronik

    Echtes Leben

    Das normale Leben kehrt langsam zurück. Wobei sich die Frage stellt, ob es jemals normal war. Die Achtjährige darf ab sofort wieder mit ihrer gesamten Klasse in die Schule. Viele der Kinder hat sie seit Dezember nicht gesehen. Morgens hüpft sie nun erwartungsfroh zur Schulbushaltestelle und kehrt mittags gut gelaunt zurück.Der Fünfjährige wird seinen Kindergartenabschluss jedoch ohne uns feiern müssen. Als der Abschied geplant wurde, waren die Zahlen noch zu hoch, die Eltern müssen daheim bleiben. Es fühlt sich seltsam leer an, dass wir wegen Corona seit über einem Jahr überhaupt nicht an seinem Kindergartenleben teilhaben konnten. Wir durften das Gebäude nicht betreten, es gab keine Aktionen, kein Miteinander. Die…

  • Sommer

    Eis!

    Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer, die Klingel des Eiswagens am See aber schon. Ganz gleich, wie kalt das Wasser nach dem frostigen Frühling noch sein mag, als gestern der Eismann läutete, begann ganz offiziell unser Sommer. Die Kinder rannten im mehr oder weniger bekleideten Zustand vor Freude schreiend zum Sandweg zwischen den Kiesteichen und hüpften und winkten, bis der Eismann vor dem Tor unserer Parzelle hielt. Sie hatten natürlich nicht vorher gefragt, ob wir überhaupt Geld dabei haben. Denn wie unser Eismann so schön sagt: „Eis ist wichtiger, als Geld!“ Wenn wir kein Geld dabei haben oder den Eiswagen in letzter Sekunde tropfnass im Badeanzug abfangen, weil wir gerade…

  • unser Garten

    Freigang in Nachbars Garten

    Jetzt habe ich auch mal die Gärten der Nachbarn kennen gelernt. Also derjenigen Nachbarn, mit denen wir bisher keinen Kontakt hatten. Die dazu passenden Nachbarn habe ich allerdings nicht gesprochen, weil ich damit beschäftigt war, auf allen Vieren durch ihre Büsche zu kriechen. Der Fünfjährige hat die Konversation übernommen und erklärt, dass wir keine Einbrecher sind, sondern unsere ausgebüxten Kaninchen wieder einfangen müssen. Was gar nicht so einfach war, weil die Kaninchen in der fremden Umgebung vergessen hatten, dass wir eigentlich Freunde und nicht Raubtiere sind. Nach einer Stunde Fangen spielen und Büsche von unten bewundern, hatten wir die Kaninchen endlich wieder durch zwei Gärten und ein Tor zurück in…

  • Nachhaltigkeit

    Die Sache mit der Fleischeslust

    Ich bin Vegetarierin und ich liebe Steaks. Frikadellen und Wienerschnitzel habe ich auch immer gern gegessen. Und Parmaschinken. Oder hauchdünne Mortadella bei Wanderungen in den Südtiroler Bergen. Nun esse ich das alles seit 12 Jahren nicht mehr aus Gründen, die ich hier vermutlich nicht näher erläutern muss (Tierwohl, Abholzung der Regenwälder, Klimaschutz, moralphilosophische Überlegungen). Aber es fehlt mir. Der Geschmack, die Abwechslung im Speiseplan und die oft schnellere Zubereitung im Vergleich zu vegetarischen Gerichten.Umso mehr freuen wir uns, dass es jetzt diese wirklich leckeren Fleischersatzprodukte gibt (mein Gott, schon von dem Wort könnte einem eigentlich der Appetit vergehen). Seltsamerweise müssen wir uns ständig Fleischessern gegenüber rechtfertigen, warum wir das denn…

  • Allgemein

    Endlich Acht!

    Die Siebenjährige möchte ab heute die Achtjährige genannt werden. Wenn ihr diesen Text früh morgens lest, esse ich vermutlich gerade Joghurt-Zitronen-Kuchen und schaue meinem wunderbaren Kind dabei zu, wie sie mit großen Augen ihre Geschenke auspackt. Dank meiner lieben Leserin Ana, die für mich in den Tiefen des Internets doch noch biologisch abbaubare Glitzertattoos gefunden hatte, bekommt die Sieben- äh, Achtjährige sogar, was sie sich gewünscht hat. Ihr größter Wunsch war aber wie immer eine Überraschung. Was gar nicht so leicht ist bei einem viel geliebten Kind, das eigentlich schon alles hat. Zum Glück stolperte ich dann auf unserem voll gestellten Dachboden über den alten Schminkkoffer, den Friedolin mal auf…