Corona-Chronik

Ich bin völlig überfordert. Die Kinder sind seit dieser Woche zum ersten Mal seit Dezember jeden Tag zeitgleich in Betreuung. Ich wiederhole: Jeden Tag. Ich weiß gar nicht, was ich mit der ganzen kinderfreien Zeit anfangen soll. Doch, natürlich weiß ich es. Ich kann endlich arbeiten, ohne von einem Menschen unter 1,30 Metern gestört zu werden.

8:15 Uhr
Ich klappe den Laptop auf. Da fällt mir ein, dass ich das Geburtstagsgeschenk für den Fünfjährigen noch bestellen muss. Aber natürlich nicht am Amazonas. Die haben in der Corona-Krise genug Geld verdient. Ich klicke mich durch diverse Kindershops, es gibt ja so niedliche Sachen für Kinder zu kaufen. Plötzlich ist es

9 Uhr
Jetzt wird aber gearbeitet. Mit lautem Gequake landet eine Entenfamilie im Garten. Schade, dass die Kinder nicht da sind, um das zu sehen. Also springe ich ganz schnell auf und mache ein Foto von den Enten, damit ich es den Kindern später zeigen kann.

10 Uhr
Beim Einlesen der Bilder in mein Fotoprogramm stolpere ich ganz zufällig über die Babyfotos unserer Tochter: „Friedolin, komm mal ganz schnell.“
„Was denn?“
„Guck mal, wie süß sie da noch ist…“
„Klick mal das Video an, wo sie das Krokodil-Lied gesungen hat.“
Ist doch schön, dass wir beide nicht zum Arbeiten kommen.

11 Uhr Die Lehrerin hat ein Foto über die Schulcloud geschickt, von dem Wiedersehen der glücklichen Zweitklässler nach fünf Monaten Wechsel- und Distanzunterricht. Vor lauter Tränen der Rührung, kann ich meinen Laptop nicht mehr erkennen. Es klingelt

12 Uhr
Der Fünfjährige steht vor der Tür. „Na, habt ihr euch gut von uns erholt?“
Verdammt, ich wusste doch, dass ich irgendwas vergessen hab.

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