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Achtsamkeit, my ass!
Um mich herum betreiben jetzt alle die neue Trendsportart Achtsamkeit. Eine Freundin schickte mir die Zeilen eines Zen-Priesters:„Jetzt nehme ich mir Zeit, Kartoffeln zu schälen, Salat zu waschen und Rüben zu kochen, den Boden zu schrubben, Waschbecken sauber zu machen und Müll rauszubringen. Versunken im Alltag habe ich Zeit, mich zu lösen, mich zu entspannen, den ganzen Körper.“Ganz ehrlich, der Typ hat doch bestimmt keine Kinder. Und wenn ja, kümmert sich seine Frau um sie, während er achtsam den Boden wischt. Früher, ja früher konnte ich mich beim Putzen auch entspannen und hinterher im Einklang mit mir und meiner Wohnung die Ordnung und Klarheit genießen. Heutzutage putze ich mit zwei…
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Lass fetten, Baby!
Ich bin Trendsetterin. Ich war dem shampoofreien Haarwasch-Trend „No-Poo“ um Jahre voraus. Bei mir hieß das allerdings „auftrittsfreie-Zeit“. Als dann No-Poo durch die Medien geisterte, dachte ich zunächst, dass sei wieder so ein verrückter Ernährungstrend aus Kalifornien, bei dem man nicht mehr kackt. To poo ist ja das englische Äquivalent zu Aa-machen. Aber nein, es bedeutet lediglich, sich ohne Shampoo die Haare zu waschen. Wow, was für eine Erfindung. Haben unsere Vorfahren zwar für Jahrhunderte praktiziert, aber echt crazy, was die Sozialen Medien da ausgegraben haben. Meal-Prep statt Fertiggerichte. Essigessenz statt Allzweckreiniger. Bienenwachstücher statt Alufolie… es wird ja immer wieder als Mega-Trend angepriesen, was für unsere Großeltern noch vollkommen selbstverständlich…
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Frankensteins Mama
Ich muss zum Schönheitschirurgen. Der soll mir vier zusätzliche Ohren und noch zwei Paar Hände annähen. Drei Paar Hände wären sicherlich auch praktisch, dann könnte ich gleichzeitig schreiben, Wäsche aufhängen und mir die Ohren zuhalten. Wobei ich dann ja noch zwei Paar Ohren offen hätte, aber keine weiteren Hände zum Zuhalten. Noch mehr Hände wären jedoch ungünstig, weil ich so nicht mehr auf der Seite schlafen könnte. Und die Kinder hätten Angst vor mir, wenn ich wie Frankensteins Monster aussähe. Sie würden sich nicht mehr in meine Nähe trauen, was die ganzen Hände und Ohren überflüssig machte. Egal wie ich es drehe und wende: es ist ein Teufelskreis. Ich weiß…
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Die Vorleserin
Ich bin heiser. Die Kinder haben sich gestern beim Vorlesen so vor Lachen gekringelt, da ist es mit mir durchgegangen. „Der kleine Junge sagte in den Hörer: Hallo ist da die Eisenwarenhandlung? Ich suche etwas, das eine Sprengladung Schnee auf ein kleines weibliches Ziel befördern kann. Können sie mir etwas empfehlen? Hallo? HALLO?“Jetzt habe ich überall blaue Flecke. Kuscheliges Vorlesen mit vor Heiterkeit explodierenden Kindern geht selten ohne Blessuren der Mutter vonstatten. Der Fünfjährige sprang vor Freude auf und rammte mir dabei seinen Kopf unters Kinn, die Siebenjährige unterstrich ihre Lachanfälle mit spitzen Ellbogenstößen in meinen Busen. Vielleicht ist das der Grund, warum viele Eltern nicht gern vorlesen.Laut der kürzlich…
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Putzmann für einen Tag
„Mama, Mama, bei unseren Nachbarn kann man sich im Boden spiegeln!“ Die Siebenjährige ist völlig außer sich. „Und alles ist total aufgeräumt, das musst du dir mal ansehen.“ Nix muss ich. Unser Fußboden ist Teil meiner ausgeklügelten Einbruchsicherung. Wenn Einbrecher ins Haus kommen, bleiben sie einfach kleben und wir können in aller Ruhe die Polizei rufen. Aber ich möchte natürlich, dass die Kinder glücklich sind.„Gut“, sage ich. „Dann höre ich jetzt auf, Euch ein Buch vorzulesen und wische das Erdgeschoss.“„So habe ich das auch nicht gemeint.“ Die Ordnung fasziniert sie zwar. Aber sie ist alt genug, um zu würdigen, dass ich als berufstätige Mutter meine freie Zeit lieber mit meinen…