Mamaaa!!!

Putzmann für einen Tag

„Mama, Mama, bei unseren Nachbarn kann man sich im Boden spiegeln!“ Die Siebenjährige ist völlig außer sich. „Und alles ist total aufgeräumt, das musst du dir mal ansehen.“

Nix muss ich. Unser Fußboden ist Teil meiner ausgeklügelten Einbruchsicherung. Wenn Einbrecher ins Haus kommen, bleiben sie einfach kleben und wir können in aller Ruhe die Polizei rufen. Aber ich möchte natürlich, dass die Kinder glücklich sind.
„Gut“, sage ich. „Dann höre ich jetzt auf, Euch ein Buch vorzulesen und wische das Erdgeschoss.“
„So habe ich das auch nicht gemeint.“ Die Ordnung fasziniert sie zwar. Aber sie ist alt genug, um zu würdigen, dass ich als berufstätige Mutter meine freie Zeit lieber mit meinen Kindern als mit Putzen verbringe. Doch ich muss wirklich dringend mal wischen. Eine Stunde später kann man sich zwar nicht spiegeln, aber immerhin das Muster der Kacheln erkennen. Die Küchentür geht auf, der Vierjährige rennt ins Haus. Natürlich ohne sich vorher die Schuhe auszuziehen. „Ich hab gerade gewischt!“, rufe ich ihm nach. Aber er hat keine Zeit, weil er ganz dringend seine Playmobil-Meerschweinchen holen muss. Dann läuft die Siebenjährige mit Schuhen durchs Haus. Dann läuft Friedolin mit Schuhen durchs Haus. Und schon sieht der Fußboden genauso aus wie vorher.
„Das ist der Grund, warum ich nicht wische!“ brülle ich.
„Wieso, meine Schuhe waren sauber“, antworten alle drei unisono.
Ich zeige vorwurfsvoll auf die Hühnerkackespuren am Boden.
„Das war ich nicht“, ruft der Chor der Schuldlosen.
Die Nachbarn haben übrigens einen Wischroboter. Das kommt für mich nicht in Frage. Bei meinem Glück hat mal wieder ein Huhn heimlich unter den Tisch gekackt und der Wischroboter verteilt die Hühnerscheiße dann im ganzen Haus. Habe ich mal auf youtube gesehen, als das einer Familie mit Hundekacke passiert ist. Danach mussten die das komplette Untergeschoss renovieren. Der Roboter hatte die Kacke die Wände hoch und aufs Sofa geschleudert. Vielleicht war es auch ein Statement von Banksy. Meine Mutter hatte uns ihren Wischroboter mal aus Mitleid mitgebracht. Aber er hockte nur ängstlich piepend in seiner Ladestation und traute sich nicht loszulegen. Kann ich gut verstehen. Ich verzage auch immer beim Anblick unseres großen schmutzigen Hauses. Dann prokrastiniere ich und gehe Unkraut jäten. Mein Garten ist ein Traum.
Ich weiß übrigens genau, was ich mir zum Geburtstag wünsche. Einen Putzmann für einen Tag. Wenn wir bis dahin immer noch kein Geld verdienen, muss Friedolin das halt übernehmen. Ich werde ihm tiefenentspannt bei der Arbeit zu schauen und nachspüren, wie wir der Gleichberechtigung in diesem Haushalt ein kleines bisschen näher kommen. Und dann laufe ich mit Schuhen durchs Haus.

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