Gesellschaft,  Kinder

Wahlkampf

Die Achtjährige zeigt auf ein Wahlplakat von Armin Laschet und sagt:
„Ist das der Mann, der Angela Merkel werden will?“
„Naja, also, ganz so…“, sagt Friedolin.
„Darf der das denn überhaupt“, fragt der Sechsjährige.
„Was genau?“
„Na, Kanzlerin werden?“
„Der wird ja wenn Kanzler und nicht Kanzlerin.“
„Wusste gar nicht, dass auch Männer Kanzlerin werden dürfen.“
Da sag noch mal einer, gender-gerechte Sprache sei nicht wichtig.

Wir sind auf dem Weg zum Markt in unserer kleinen Kreisstadt und dort hängen die Parteien nicht nur rum, sondern sich auch richtig rein. Ein freundlich lächelnder Kandidat der CDU kommt am Obststand auf uns zu und drückt der Achtjährigen eine Tüte Chips mit CDU-Logo in die Hand. „Könnt ihr ja heute Abend essen, sind lecker“ sagt er augenzwinkernd. Warum er denkt, dass er meine Stimme kriegt, wenn er meinen Kindern ungesundes Essen in die Hand drückt, ist mir zwar schleierhaft, aber da sagt meine kleine Umweltaktivistin schon:
„Das ist aber ganz schön viel Plastik.“
Als wir weitergehen springt plötzlich der Kandidat der SPD hinter dem Käsewagen hervor und drückt den Kindern ein rotes Windrädchen in die Hand. Der Sechsjährige pustet begeistert hinein. Nichts passiert. Das Windrad ist kaputt. Ich kriege einen Lachanfall.
„Was hast du denn, Mama?“, fragt der Sechsjährige.
„Ich finde es einfach herrlich, was für einen symbolträchtigen Wahlkampf CDU und SPD hier machen“, sage ich und wische mir eine Lachträne aus dem Auge. Die anderen Parteien sind nirgendwo zu sehen.
„Welche Partei ist denn für Tiere“, fragt die Achtjährige.
„Das wären dann wohl am ehesten die Grünen“, sage ich.
„Dann können die mir Chips schenken, so viel die wollen, ich bin für die mit den Tieren.“
Das können sich die Parteien für den nächsten Wahlkampf ja mal merken.

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