mit Kindern auf Tour

Die Hotelolympiade

Die Kinder erklären die erste Hotelzimmerolympiade für eröffnet. Zu den Disziplinen gehören Bettvorlegerweitrutschen, Bettgestellkunstturnen, Fensterbankhochsprung, Unterdembettextremrobbing und Dauerduschen. Zum Glück sind durch das Beherbergungsverbot nicht alle Zimmer belegt. Die Disziplinen sind alles andere als geräuscharm. Aber es regnet in Strömen und sie müssen sich die lange Autofahrt aus den Gliedern zappeln. Schließlich entdeckt der Fünfjährige eine Schafherde auf dem Hang unterhalb des Hotels und verbringt den restlichen Aufenthalt auf der Fensterbank. Eine weiße Ziege hat es ihm besonders angetan, er kommentiert jeden ihrer Schritte:
„Jetzt läuft sie quer über die Wiese. Jetzt stellt sie sich auf die Hinterbeine und frisst Blätter. Die kann bestimmt auch auf Bäume klettern, wie die Ziegen in dem Bäume-Buch.“
„Ich würde gerne lesen“, sagt die Siebenjährige.
„Tust du doch auch“, antwortet der Fünfjährige.
„Aber ich kann mich nicht konzentrieren, wenn du die ganze Zeit von Ziegen redest.“
„Dann rede ich halt leise und du musst lauter lesen. Oh, nein, JETZT HÄNGT SIE FEST!“
Die Siebenjährige kapituliert mit einem sehr erwachsenen Seufzer und klettert neben ihren Bruder auf die Fensterbank. Dort werde ich beide Kinder auch im Morgengrauen finden. Sie schauen leise flüsternd den Schafen und Ziegen beim Schlafen zu und beobachten, wie die Lichter in der kleinen Stadt unten im Tal langsam zu leuchten beginnen. Ihr Anblick macht mich glücklich und traurig zu gleich. Ich nehme mir vor, mit ihnen auf der Tour noch ganz viele Abenteuer zu erleben. Denn wahrscheinlich werden sie die Welt in diesem Winter oft genug nur von ihrem Eckfenster aus beobachten können.

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