Corona-Chronik

Ein ganzes Jahr

Heute werde ich ein Jahr alt. Also, ich in meiner Identität als Bloggerin. Wobei mir das Wort Kolumnistin immer noch leichter über die Lippen geht. So jung habe ich mich schon lange nicht mehr gefühlt. Zum Geburtstag wünsche ich mir, dass alle, die regelmäßig mitlesen, heute mal mir etwas schreiben. Und sei es nur „Jodeldiplom“ oder „Winter is coming“ oder „42“.
Ich lasse es mir heute gut gehen. Gleich verlässt der Fünfjährige vorfreudig das Haus. Er ist so glücklich, dass er endlich wieder in den Kindergarten darf, er würde am liebsten sogar Ostern hingehen. Anschließend werde ich mit meinem Wechselunterricht-Homeschooling-Kind zur Tanke flanieren und zur Feier des Tages Croissants kaufen. Auf dem Weg bestimmen wir die Frühblüher in den Vorgärten, damit der Ausflug als Sachkunde durch geht. Croissants von der Tanke versinnbildlichen die innere und äußere Widersprüchlichkeit unseres Dorfes vortrefflich. Vermutlich sind Croissants aber wieder aus. Dann kaufen wir HubbaBubba und üben Blasen auf der Treppe hinter der Tankstelle. Wenn ich wieder komme, lese ich mal, was ihr so geschrieben habt. Und dann stoße ich mit mir selbst und einem Sekt an. Friedolin ist nämlich unterwegs. Er hilft heute mal wieder einer Freundin meiner Mutter beim Umzug. Was aber auch irgendwie passt, da seine Rolle in dieser Kolumne ja ist, abwesend zu sein oder schwere Gegenstände durch die Gegend zu tragen.

Ich höre mit dem heutigen Tag übrigens noch nicht auf, zu schreiben. Das wäre ja völlig unsinnig. Weil a) Corona immer noch nicht vorbei ist und b) die Kinder zur Abwechslung mal vormittags aus dem Haus sind und ich endlich Zeit zum Schreiben habe. Das ist mein heutiges Geschenk an alle Gastkinder. Die Tütchen mit Stempeln, JoJos und Lollis gibt es dann später. Ich schreibe noch bis zum 26. März im gewohnten Rhythmus und verabschiede mich dann mit dem Tage-in-Corona-Livestream aus dem Tak Hannover in zweiwöchige Osterferien. Weiter plane ich noch nicht. Wenn ich im vergangenen Jahr eines gelernt habe, dann, dass es überhaupt gar keinen Sinn mehr macht, irgendetwas zu planen. Wobei, wenn ich das alles gestern schon geplant hätte, hätte ich Croissants an der Tanke vorbestellen können. Aber wo bliebe dann der Nervenkitzel?

12 Kommentare

  • Kurt

    Liebe Wiebke,
    es ist toll das du weitermachst. Corona ist nicht immer schlecht, es bringt schöne Geschichten ins Haus

  • Conny Gruber

    Liebe Wiebke,
    seit einem Jahr gehen wir, deine treuen Leser, Fans und Corona Leidensgeschwister an deiner Seite, soviel Wärme, Liebe, Vertrauen, Heiterkeit und Achtsamkeit für alles Lebendige hast du uns vermittelt. Ich danke dir von Herzen dafür! Manches Tal hätte ich dir gerne erspart. Oft habe ich mir gewünscht, dir ein wenig Kraft schicken zu können und das Gefühl, du kämpfst nicht allein und bist mit all der Weisheit, die dich ausmacht, auch ein reicher, beschenkter Mensch. Reich auch für uns und diese Welt. Und gleichzeitig so bewusst, dass du die Augen vor all dem Schlimmen nicht verschließen kannst und willst. Können wir als Gesellschaft etwas von Corona lernen, unsere spirituellen Antennen wieder auf Empfang stellen? Dann könnte trotz Verlusterfahrungen auch Segen daraus wachsen. Das wünsche ich uns allen, denn es gibt hier noch soviel zu entdecken.
    Ich freue mich auf deine nächsten Geschichten und den livestream und fühle mich tief verbunden. Danke ❤️

  • Svea

    Gratulation zum Einjährigen!
    Auch ich habe den Blog im Laufe des Jahres sehr liebgewonnen. Amüsant, klug, rührend, inspirierend, nachdenklich stimmend…
    Ich freue mich, dass es noch bissl weitergeht.

  • Mina

    Liebe Wiebke,
    Mit einem leichten Gefühl von Trauer habe ich deinen Blog heute aktualisiert – den Tab zu schließen lohnt sich nicht – da ich dachte: nun kommt der letzte Text. Was wird dann mein Feierabend-Ritual nach einem anstrengenden Tag voller Impf-, Testungs- und Personalplanungen? Und dann die freudige Nachricht,dass es noch etwas weitergeht!
    Ich wünsche dir, dass Blog, Buch, Hörspiel, Livestream,… mehr als nur ein Paar Tassen Kaffee abwerfen, um einen angemessenen Lohn für deine Arbeit und das Herzblut zu erhalten. Gelungen ist es schon jetzt!
    Danke für die vielen abwechslungsreichen Denkanstöße!

  • Claudi S.

    Hallo Beinah-Nachbarin,

    Ich hoffe ihr konntet Croissants ergattern, die sind quasi mein Gegenstück zu den Kürbiskernbrötchen die am Sonntag so oft weg sind.
    Spannende Blühpflanzen gibt unser Chaosvorgarten leider nicht her, da habe ich vor einem Jahr noch sowas gedacht wie „Oh dieses Jahr werde ich viel Zeit wegen Corona im Garten haben und alles wird toll aussehen!“ Hahaha, das war wohl nichts. Zuviel Homeschooling, zu viel Müdigkeit, zu viel Arbeit.

    Es hat mir so eine Freude gemacht so oft unser Dorf und die Situation als Familie hier zu lesen. Ich gucke alle paar Tage mal rein und muss oft so sehr lachen und finde mich so oft wieder.

    Danke dafür!

  • Janne

    Danke für ein Jahr allerfeinste Unterhaltung, für die Einblicke in euren Corona-Alltag, fürs Mutmachen und Auf-den-Punkt-bringen, für deine Offenheit, deinen Humor und deine Sicht auf die Welt. Um dem Mann das gleiche Vergnügen zu bescheren, das ich in den letzten Monaten hatte, werden wir Freitag live dabei sein. Große Vorfreude! Und schön, dass es bis dahin noch neue Beiträge gibt 🙂

  • LadyD.

    Liebe Wiebke.
    Diese Kolumne ist die beste, die ich seit langer Zeit gelesen habe. Vielen Dank!
    Auf dieser neuen website musste ich in der mobilen Ansicht lange suchen (Gruß an den Admin, das kann es besser!), um dir wieder Kaffee zu spendieren.
    Habe ich in der NP gelesen, dass du eine Reichweite von 50.000 Leser!nnen hast? WOW! Wenn die alle Kaffee bezahlen, wäre das fein raus. Weitermachen 👏 🎩❤️

  • Volker Meyer

    Herzlichen Glückwunsch!

    Für vor allem: Anregende Themen, gedankliche Phantasie von Kindheit und Familienleben…

    Es ist einfach schön, diese Einblicke tagtäglich zu begleiten!

    Herzliche Grüße & auf weiterhin viel Schaffenskraft!

    V. Meyer

  • Wiebke

    Liebe Wiebke,
    nach einem Jahr Corona ist dein Blog nach anfänglich eher sporadischem Lesen mittlerweile zu einem festen Ritual in meinem sonst eher stupiden Homeoffice-Alltag geworden. Und immer wieder bringen mich deine Texte zum Schmunzeln, Bewundern, Grübeln, manchmal zum laut Loslachen. Und nicht selten zaubern sie mir die ein oder andere Träne in die Augen…
    Dafür möchte ich Dir von Herzen danken!
    Auch wenn es einen Platz neben meinem Mann in der ersten Reihe im Lifeprogramm nicht ersetzen wird, freue ich mich schon auf euren Stream am kommenden Freitag.
    Bitte hör nicht auf, deinen Blick auf die Welt auf so wunderbare Weise mit uns zu teilen – in welcher Form auch immer.
    Alles Liebe,
    Wiebke

  • Hildegard B.

    Schön, daß es vorerst noch etwas weiter geht. Ich werde die Kolumne sehr vermissen!

  • Hannah

    Liebe Wiebke,
    ich bin eigentlich niemand, der kommentiert, aber es gibt wohl keine bessere Gelegenheit, als damit zu deinem Einjährigen anzufangen.
    Ich lese deine Texte nun schon seit einigen Monaten (es fing nachts beim Stillen an, bin vor sechs Monaten zum ersten Mal Mutter geworden) und möchte sie nicht mehr missen. Dein Blog „Tage in Corona“ ist tatsächlich mal etwas Positives, das Corona hervorgebracht hat.
    Leider kann ich euch nicht live sehen, da wir in Frankreich wohnen.
    Ich schicke dir virtuell ein paar Croissants, falls es an der Tanke keine gab und wenn doch: Croissants kann man nie genug haben! 😀 Und ich proste dir mit der Flasche Cremant zu, die zwar im Kühlschrank steht, ich aber nicht trinken darf…
    Liebe Grüße und bleib, wie du bist!

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