Paar,  unser Dorf

Von Dorfmännchen und Drogerien

Die Finanzkrise ist da. Also unsere ganz persönliche. Das weiß ich auch ohne Kontoauszug. Du weißt, dass die Finanzkrise da ist, wenn dein Ehemann Schnappatmung kriegt, weil du beim Rossmann-Einkauf den 10% Gutschein vergessen hast. Jetzt haben wir 6 Euro zum Fenster rausgeschmissen. Und das in Zeiten wie diesen. Nein, falsch! Ich, ICH habe 6 Euro zum Fenster raus geschmissen. Friedolin würde so was nie passieren. Er würde die Kinder im Rossmann vergessen, aber nicht den 10% Gutschein. In der Großstadt haben wir solche Gutscheine nie bekommen. Hier auf dem Land stecken die manchmal im Briefkasten. Weil gerade der männliche Dorfbewohner den Sinn von Drogerien nicht versteht und mit Gutscheinen aus seinem vertrauten Habitat gelockt werden muss. Denn Klopapier und Zahnpasta gibt’s ja auch im riesigen REWE. Gut, Klopapier gerade nicht. Daher schleichen die Dorfmännchen seit Corona in der Dämmerung vorm Rossmann herum, zögernd, ob sie ihr angestammtes Revier verlassen sollen.

In der Stadt waren Rossmann und Dm beliebte Treffpunkte junger Väter. Sie fachsimpelten dort mit Baby in der Bauchtrage über Windelpreise und die Schaumfähigkeit von Hafermilch. Hier auf dem Dorf ist Friedolin normalerweise der einzige Mann im Rossmann. Daher kennen ihn alle Weibchen des Territoriums. Wenn Friedolin keine Gutscheine mehr hat, lächelt er die alten Damen auf dem Parkplatz herzerweichend an. Wenn das nichts nützt, tanzt er für sie. Er verschränkt die Arme hinter dem Kopf, lässt das Becken kreisen und spätestens dann stecken sie ihm ihre Gutscheine in den Hosenbund. Friedolin streitet das natürlich ab.

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