Nachhaltigkeit

Glitzer ist böse!

„Ich bin so aufgeregt, ich hab richtig Hummeln im Hintern“, sagt die Siebenjährige.
„Und ich bin so aufgeregt, ich hab einen Jaguar im Hintern“, sagt der Fünfjährige.
Die Siebenjährige hat nächste Woche Geburtstag. Und obwohl wir hier ja gerade ständig Geburtstag feiern, ist die Vorfreude riesig. Die wird noch nicht mal von der Tatsache getrübt, dass es wieder ein Corona-Geburtstag wird. Also keine Kinder-Party mit Tam-Tam und Highlife-in-Tüten, sondern kleiner Kreis und Kuchen. Nur die Wünsche der Noch-Siebenjährigen bereiten mir etwas Kopfzerbrechen. Nachdem ihr Wunschzettel zu Weihnachten noch sehr retro und umweltfreundlich war (Schreibfeder, Briefsiegel, Schnee…) sollen es zum Geburtstag aufmalbare Glitzertattoos und Aquabeads, also Plastikperlen sein. Die Glitzertattoos hat sie bei einer Freundin gesehen und fand sie „sooo toll“. Klar, wünscht sich unsere Leseratte auch Bücher und einen Zauberkasten. Aber die Glitzertattoos stehen ganz oben auf dem Wunschzettel. Mit Ausrufezeichen!!! Nur wohnt das arme Kind leider in einem Haus, in dem es einen Bann auf Glitzer in Körperpflegeprodukten gibt. Glitzer ist böse. Denn Glitzer ist Mikroplastik. Die Partikel sind so klein, dass sie nach der Dusche an den Kläranlagen vorbei in die Flüsse und Ozeane rauschen. In Deutschland gibt es nur sehr wenige Kläranlagen, die Mikroplastik herausfiltern können. Von Meereslebewesen wird der Glitzer dann mit Nahrung verwechselt und kann Leberschäden hervorrufen und landet über die Nahrungskette wieder bei uns. Also, bei uns nicht, weil wir keinen Fisch essen. Aber bei euch. Laut einer Studie des WWF nimmt jeder Mensch durchschnittlich bis zu fünf Gramm Mikroplastik pro Woche auf, das entspricht dem Gewicht einer Kreditkarte.
Seit fast drei Jahren fordern Wissenschaftler daher, Glitzer aus Mikroplastik zu verbieten. Aber so ein paar Forscher kommen natürlich gegen die Kosmetikindustrie und die persönliche Freiheit, glitzern zu wollen, nicht an. Dann gäbe es da noch Glitzer aus Mica, also aus in der Natur vorkommenden Mineralien. Aber dessen Herstellung geht mit viel Chemie, Schwermetall und Kinderarbeit einher. Das ist also die dunkle Seite all der glitzernden Buntheit. Aber das Kind wünscht es sich so sehr. Doch bei diesen Tattoos sprechen wir wirklich von unfassbar viel Glitzer, der hinterher in der Dusche landet. Also durchforste ich das Internet nach glitzerfreien Aufmaltattoos, finde aber nur langweilige Stifte. Firmen wie Lush bieten mittlerweile Körperpflegeprodukte mit künstlichen Mica an, der angeblich unschädlich für die Umwelt sein soll. Die haben aber auch keine Glitzer-Tattoos. Also bleibt mir nur, ein absolut obergranatenstarkes Ersatzgeschenk zu erfinden, damit die fehlenden Glitzer-Tattoos nicht so auffallen. Wenn ich nur wüsste, was das sein soll…

Ein Kommentar

  • Wiebke Eymess

    Ja, die sind sehr süß, danke für den Tipp! Aber das Kind will welche zum selber Aufmalen. Sie wird sich jetzt mit Tattoo-Stiften und Kinderschminke behelfen müssen. Denn Bio-Glitzer für 20 Euro das Gramm ist mir definitiv zu teuer!

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