unser Garten

Essen fassen

Gerade dreht sich hier alles um Nahrungsaufnahme. Sobald die Menschenkinder mit Frühstück und Pausenbroten versorgt sind, fordern die Tierkinder lautstark ihre Mahlzeiten ein. Die Küken piepsen, die Hühner rufen, die Kaninchen poltern aufgeregt im Stall umher, sobald sie mich über den Kiesweg kommen hören. Bei den Küken habe ich denselben Fehler gemacht, wie vergangenes Jahr bei den Kaninchen. Ich habe ihnen einmal selbst gemachtes Futter angeboten, seitdem weigern sie sich, das Kükenfutter vom Raiffeisen zu fressen. Die Glucke hatte ihren Kindern unmissverständlich klar gemacht, dass diese Pellets absolut widerlich sind und sie das auf gar keinen Fall anrühren sollen. In dem Fertigfutter ist ohne Ende Chemie drin, unter anderem eine Impfung gegen Kokzidien. Aber wenn die Glucke sagt, das ist nichts, dann ist das wohl nichts. Also habe ich Kükenfutter selbst gemacht aus Brennnesseln, Haferflocken, Möhre und Wildblumensamen und seitdem wollen sie nichts anderes mehr fressen. Außer Regenwürmern und Krabbeltieren natürlich. Wer einmal beobachtet hat, wie ein winziges Küken eine riesige Spinne erlegt und runterwürgt, braucht keine Splatter-Filme mehr zu gucken. Dazu koche ich den Küken Oregano-Tee, bis wir den Kokzidiose-Impfstoff anderweitig beschaffen können. Oregano ist gut für die Darmflora und die Morgen sind so kalt, dass die Küken leidenschaftlich den warmen Tee trinken. Im Anschluss bekommen meine Pflanzenkinder ihr Flüssigfrühstück. Zumindest diejenigen, die die letzte Frostnacht überlebt haben, in der ich vergaß, die Sämlinge ins Haus zu holen. Dann darf ich drei Stunden arbeiten, damit wir auch Geld für all die Nahrung verdienen und schon geht es an die Vorbereitung des Mittagessens. Die Siebenjährige hat mal wieder einen Wachstumsschub und unterzuckert ständig. Dann wird sie unausstehlich oder fürchterlich bedürftig und heulig. Also muss ich ihr eigentlich stündlich Butterbrote oder Haferflocken-Plätzchen zwischen die Zähne schieben. Quasi immer im Wechsel mit den Küken, die alle zwei Stunden frisches Futter brauchen.
Und nein, ich jammere nicht. Im Gegenteil. Es geht mir erstaunlich gut in meiner Versorgerinnen-Rolle. Es gibt meinem Dasein gerade einen Rhythmus und einen Sinn, der mir im Dauerlockdown manchmal abhanden zu kommen droht. Die Tage sind so durch getaktet, dass mir wenig Raum zum Grübeln und Verzweifeln bleibt. Wenn die Kaninchen ihre gerupfte Wiese mümmeln, die Küken ihr Gourmet-Futter aufpicken und die Kinder noch warme, duftende Zimt-Haferkeksen knabbern, wird es ganz still in mir und ich habe die Hoffnung, dass doch noch alles gut wird.

Haferflocken-Plätzchen

100 g Weizenvollkornmehr, 100 g Haferflocken, 1 TL Backpulver, 1 TL Vanillezucker, Zimt, 60 g Honig, 100 g Margarine zu einem glatten Teig kneten und 15 Min. kalt stellen. Dann zu mundgerechten Kugeln formen, in Haferflocken wälzen und ca. 20 Minuten bei 180 Grad goldbraun backen

2 Kommentare

  • Elsa Brüggemann

    Es gibt wohl doch ein Muttergen, das Glückshormone ausschüttet, wenn es gebraucht wird. Alle Tage in Corona Fans brauchen endlich eine Buchausgabe mit Rezepten für diese Glücksgefühle.

  • Nicole W.

    Da haben wir das gleiche Schicksal…und über die ganze Fütterer darf man aber nicht vergessen auch mal einen Kaffee zu trinken:-)

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