unser Garten

Neues Leben

Bei mir piept’s wohl. Als ich gestern Nachmittag der fest im Nest brütenden Rambo ein paar Körner aus der Hand fütterte, wurde sie plötzlich ganz aufgeregt und fing an, liebevoll kollernde Geräusche von sich zu geben. Kurze Zeit später ertönte unter ihrem Gefieder ein leises Piepsen. Ich hielt den Atem an und fand mich in einem Rausch aus Glücksgefühlen wieder. Bis zuletzt hatte ich gebangt, ob wir überhaupt Nachwuchs bekämen. Jetzt war tatsächlich ein kleiner Frühstarter geschlüpft und erfüllte unseren Garten und mein Herz mit dem Wunder neuen Lebens. Die Glucke und das unsichtbare Küken begannen ein Zwiegespräch aus zwitschernden Piepslauten, Gurren und Kollern. Ich zog mich diskret zurück, um die junge Familie nicht zu stören.
Heute Morgen brachte ich Rambo wieder Frühstück ans Nest und fühlte mich dabei ein wenig wie ein Amselpapa, der seiner brütenden Dame Regenwürmer kredenzt. Von dem Küken war nichts zu hören oder zu sehen. Die Glucke pickte ein paar Körner aus meiner Hand und gab mit einem Mal ganz andere Laute von sich. Ich spreche zwar kein Huhnisch, war mir aber sicher, dass es in etwa: „Kinder, Essen ist fertig“ bedeutete. Und siehe da, unter ihrem Flügel lugte ein winziges, schwarzes Küken mit weißer Brust hervor. Es sah aus wie ein Miniatur-Pinguin. Da der Morgen aber kalt und ungemütlich war, zog es sich sofort unter den warmen Bauch der Mutter zurück. In diesem Moment kamen meine menschlichen Kinder in den Garten gerannt. Ich bedeutete ihnen, sich ruhig und langsam dem alten Kaninchenstall zu nähern, den die Henne für ihr Nest ausgewählt hat. Beide Kinder bekamen den kleinen Pinguin kurz zu Gesicht und strahlten um die Wette. Wir hoffen sehr, dass im Laufe des Tages noch weitere Küken schlüpfen. Und dass wir sie vielleicht morgen schon beobachten können, wenn ihr Gefieder getrocknet ist und sie sich für einen kurzen Spaziergang unter ihrer Mutter hervortrauen. Leider ist die Wettervorhersage alles andere als kükenfreundlich. Nachts soll es sogar wieder unter 0 Grad fallen. Aber ich vertraue auf Rambo, dass sie ihre Kinder schön warm halten wird. Wir haben gerade alle soviel kribbelndes Glück im Bauch. Vielleicht sollte ich ab jetzt Küken-Therapie anbieten.

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