unser Garten

Trauma des Jätens

Heute habe ich mal zur Abwechslung niemanden getötet. Das passiert mir beim Unkraut-Jäten sonst leider ständig. Ich trage ein mittelschweres Jät-Trauma mit mir rum, seit ich mit dem Unkrautstecher eine Erdkröte erwischt habe. Eigentlich wollte ich mit Elan den Immergrün-Wurzeln den Garaus machen, stattdessen ertönte ein zischendes Geräusch wie aus einer kaputten Luftmatratze und ich grub eine Erdkröte aus. Ich hatte ihre Lunge durchbohrt. Nachdem ich zutiefst geschockt ein paar Tränen vergossen hatte, grub ich die nun tote Amphibie auf unserem Kleintier-Friedhof zwischen der Baby-Maus und dem Amsel-Küken wieder ein und die Kinder dekorierten andächtig das Kröten-Grab. Ein andermal hatte ich ebenfalls schwungvoll Giersch entfernt und dabei ein Rotkehlchen-Nest frei gelegt. Das Rotkehlchen mied das Nest seitdem und die Eier holte vermutlich der Waschbär. Wieder drei Tote. Seitdem rühre ich Immergrün und Giersch nicht mehr an. Manchmal fühle ich mich ein wenig wie Goethes Werther: „Der harmloseste Spaziergang kostet tausend armen Würmchen das Leben, es zerrüttet ein Fußtritt die mühseligen Gebäude der Ameisen und stampft eine kleine Welt in ein schmähliches Grab.“
Daher habe heute sehr achtsam Zitronenmelisse und Nelkenwurz gejätet, die sich explosionsartig vermehrt haben. Ein paar Regenwürmer hat es zwar erwischt, aber das zählt nur halb, weil sich die eine Wurmhälfte in der Regel reanimieren lässt. Insofern die Hühner nicht schneller sind. Also, zumindest bei uns im Garten sinken die Fallzahlen.
Beim Unkraut-Jäten stelle immer wieder fest, dass ich wirklich gut im Gras pflanzen bin. Zumindest in den Beeten. Auf dem Rasen funktioniert es mit dem Gras leider nur mäßig. Was vor allem an meinen Mitbewohnern unter 1,30 Metern liegt, sprich Kindern, Hühnern und Kaninchen. Überall in der Grasnarbe sind unschöne braune Löcher. Auch Friedolin stapft nach tagelangem Regen gern mit schweren Arbeitsschuhen über den Rasen und hinterlässt matschig braune Riesenfußabdrücke auf der Wiese. Ich kann noch so oft brüllen: „Nicht über den nassen Rasen, geht über den Kiesweg!“ – aber das interessiert niemanden. Der Kiesweg führt nämlich außen um den Garten rum, der Rasen geht mitten durch. Wobei ich vermute, würde der Kiesweg mitten durch den Garten führen und der Rasen außen rum, würden trotzdem alle über den Rasen latschen. Weil ich so schön schreien kann.

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